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08.05.2011 – 08.01.2012 – „Schlossgeschichten. Adel in Schlesien“

adel_flyerDer Adel

Glanzvolle Schlösser, fürstliche Tafeln und ausschweifende Feste; illustre Gesellschaften, prächtige Jagden und fantastische Reichtümer; Dienstmädchen und Diener, Skandale und Dekadenz – so stellt man sich die Welt des schlesischen Adels vor. Was stimmt von diesen Vorstellungen? Welche Aufgaben und Funktionen hatte der landständige Adel vor 1945? Was waren seine wirtschaftlichen Grundlagen?

Schlesiens Größe, seine habsburgische und preußische Einbindung sowie die konfessionellen Verhältnisse ließen über die Jahrhunderte eine vielfältige Adelslandschaft entstehen. Gravierende Auswirkungen hatte der Erste Weltkrieg. Die neuen sozialen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen im Deutschen Reich, in Polen und in der Tschechoslowakei betrafen den Adel existenziell. Die standesgebundenen adligen Privilegien entfielen. Das eigentliche Ende der schlesischen Adelswelt kam durch den Zweiten Weltkrieg. Die meisten Schlösser und Besitztümer wurden zerstört. Für die Flüchtlinge und Vertriebenen stand ein Neubeginn im Westen ohne wirtschaftliche Grundlage an.

Niemand kann genau sagen, wie viele Schlösser und Herrenhäuser in Schlesien bestanden. Doch unvor-stellbar viele, um die Tausend, lassen sich aufzählen. Häufig gründeten sie auf mittelalterlichen Wehranlagen. Der industriebesitzende oberschlesische Adel konnte es sich im 19. Jahrhundert leisten, daraus prächtige residenzähnliche Schlösser zu machen. Sein plötzlicher Reichtum beruhte auf Zink- und Eisenerz sowie insbesondere auf der Förderung von Steinkohle.

Die Familien Ballestrem, Henckel-Donnersmarck oder Tiele-Winckler wurden damit bekannter als der ältere Adel der Lichnowsky, Oppersdorff, Seherr-Thoß oder Zedlitz. Diese Grundherren widmeten sich weiterhin überwiegend der Gutswirtschaft. Graphische Ansichten verklärten deren Schlösser zur ländlichen Idylle. Zum adligen Leben gehörten zahlreiche Bedienstete in der Haus- und Feldwirtschaft. Das Jahrhunderte währende Nebeneinander von Bevölkerung und adligen Patronatsherren bestimmte den Alltag im deutschen Osten.

Wie aus dem Märchen. Das neugotische Schloss Moschen/Moszna (Woiw. Oppeln) der Grafen Tiele-Winckler. Foto: Stephan Kaiser © Oberschlesisches LandesmuseumDie Bindung an seinen Grundbesitz prägte die Identität des Adels. Eine Herrschaft wie Trachenberg (heute Żmigród) war 300 Jahre Eigentum der Fürsten Hatzfeldt. Gab es keinen männlichen Nachkommen, fielen die Güter an ein anderes Geschlecht. Ein Beispiel ist Falkenberg (heute Niemodlin), das die schlesische Adelsfamilie der Praschma von den mährischen Zierotin erbte.

Dagegen galten Verkäufe wegen unrentabler Bewirtschaftung als unstandesgemäß. Joseph von Eichendorff (1788-1857) schmerzte es, dass seine Eltern Lubowitz veräußern mussten.

Die Ausstellung

Erstaunlicherweise hat sich bislang keine deutsche Ausstellung dem Adel im Osten detailliert gewidmet. Im Oberschlesischen Landesmuseum wird diese vergangene Lebenswelt beleuchtet. Auf großer Ausstellungsfläche bietet sich dazu in Ratingen, das zwischen Essen und Düsseldorf liegt, eine besondere Gelegenheit. Im Mittelpunkt steht eine große Anzahl von prächtigen Leihgaben. Viele einmalige Stücke leihen polnische und tschechische Partner erstmals nach Deutschland aus. Auch die meisten Exponate aus gerettetem schlesischem Adelsbesitz sind noch nie ausgestellt worden.

Zu sehen sind Stammbäume, Porträts, prächtige Urkunden zur Standeserhöhung, Abgabeverzeichnisse der Untertanen und Quellen zur Landesgeschichte. Die adlige Sammlungskultur wartet mit Erinnerungsgaben, künstlerischer Graphik und Jagdtrophäen auf. Die Ausstellung betrachtet die unterschiedlichen Funktionen des Adels in Staat und Gesellschaft. Ernennungsurkunden künden vom staatlichen Verwaltungsdienst, Auszeich-nungen vom Militärdienst.

Blick ins JagdzimmerDank der Leihgaben vom Schlossmuseum im oberschlesischen Pless/Pszczyna wird das Jagdwesen anschaulich. Die weitläufigen Wälder der Herrschaften von Trachenberg über Carlsruhe bis Pless und Rauden boten den Rahmen für große Jagden mit illustren Gästen. Jäger kennen das sog. Pless-Horn. Eindrucksvoll sind Tierpräparate, besonders das eines Wisents. Die Fürsten von Pless siedelten diese urtümlichen Rinder in ihren Wäldern an – und bejagten sie dann.

Am Ende werden Videointerviews mit Angehörigen des schlesischen Adels gezeigt. Die Adligen äußern sich u.a. zur spezifischen Lebensweise ihrer Vorfahren und zu ihrer Verbindung mit der früheren Heimat.

Bereits hier können Sie den schlesischenAdeligen Hans-Ulrich Graf Schaffgotsch hören.
Dieser erzählt in dem WDR-Beitrag „Von Oberschlesien nach Braslien“ aus seinem Leben.
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Das Oberschlesische Landesmuseum lädt Sie ein, besondere Schlossgeschichten kennen zu lernen.

Interessante Links:

http://europeanalocal.de/eld/data/exhibit/duncker/Provinz_Schlesien.html

http://fbc.pionier.net.pl/id/oai:www.sbc.org.pl:4111