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22.03. – 11.10.2009 – Mein Leben für die Tiere – Bernhard Grzimek zum 100. Geburtstag

Bernhard Grzimek mit Orang Utan Baby, Quelle: picture-alliance/ dpa „Guten Abend, meine lieben Freunde. Wie Sie schon sehen, habe ich heute wieder einen besonders possierlichen Kameraden mitgebracht.“ Wenn Professor Dr. Bernhard Grzimek in den 60er und 70er Jahren seine Fernsehzuschauer begrüßte, waren die Straßen leergefegt.

„Ein Platz für Tiere“ war im deutschen Fernsehen mit Einschaltquoten bis zu 70 Prozent die erfolgreichste Sendung aller Zeiten. Stets assistierten ihm Affen, Raubkatzen, Schlangen oder andere Tiere aus dem Zoo, die manches Mal – zum Entzücken der Zuschauer – für Verwirrung im Studio sorgten. Am Schluss jeder Sendung folgte ein Spendenaufruf zur „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“.

Im Frühjahr 2009 jährt sich der Geburtstag des charismatischen Zoologen, Tierarztes und Verhaltensforschers zum 100. Mal. Dieses Jubiläum nimmt das Oberschlesische Landesmuseum zum Anlass, in einer großen Sonderausstellung sein Leben und Werk vorzustellen.

Grzimek wurde am 24. April 1909 in Neisse in Oberschlesien geboren. Sein ganzes Leben lang begleiteten ihn die Tiere. Bereits als Jugendlicher züchtete er Hühner, wurde Tierarzt und später Direktor des im 2. Weltkrieg stark zerstörten Frankfurter Zoos.

Anfang der 50er Jahre führte es Grzimek erstmals nach Afrika. Sein Sohn und bester Freund Michael teilte seine Leidenschaft für Tier und Natur und begleitete ihn auf seinen Reisen. Mit ihrer Methode der Tierzählung aus dem Flugzeug heraus legten beide den Grundstein für die moderne Tierschutzarbeit. Der Einsatz für die Umwelt forderte allerdings einen hohen Preis. Sohn Michael kam 1959 bei den Dreharbeiten für den Oscar prämierten Film „Serengeti darf nicht sterben“ ums Leben.

Massai, Bildarchiv der Vereinten Evangelischen Mission WuppertalNicht nur in Afrika kämpfte Grzimek für den Erhalt der Lebensräume. Bei seinem unermüdlichen Engagement nutzte er geschickt seine hohe Beliebtheit und Ausstrahlung und wurde – im gefälligen Plauderstil – weltweit zum Vorreiter für den Umweltschutz. Er schrieb zahlreiche Bücher, gründete namhafte Organisationen wie den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und reaktivierte die Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e.V. (ZGF). Außerdem prägte er die Schlagworte „Naturschutz“ oder „Ökologie“ zu einer Zeit, als diese noch weitgehend fremd waren. Auch heute haben diese Themen keineswegs an Bedeutung verloren.

Was war Bernhard Grzimek für ein Mensch und was führte ihn zu diesem beharrlichen Einsatz für die Natur? Was hat er erreicht und was ist geblieben? Wie ist es heute um den Tier- und Naturschutz bestellt? Diese und viele weitere Fragen rund um das bewegte Leben von Bernhard Grzimek werden in der Sonderausstellung beantwortet. Dabei wird der Besucher nicht nur in ferne Länder entführt, sondern auch auf die Natur direkt vor seiner Haustür aufmerksam gemacht. Er begibt sich auf Grzimeks Spuren, von der Vergangenheit bis in die Zukunft, von Oberschlesien bis Afrika.

Anhand von Inszenierungen mit Tierpräparaten, vielen Fotos, Dokumenten und Medienstationen werden Kindheit, Schulzeit und Studium, Familie und Berufsleben rekonstruiert. Grzimeks frühe Untersuchungen mit Hühnern, seine Forschungen zum Farbsehen und Rückfindevermögen von Pferden während des zweiten Weltkrieges werden ebenso anschaulich wie seine Leistungen beim Wiederaufbau des kriegszerstörten Frankfurter Zoos. Das Thema Afrika wird als zentraler Berufs- und Lebensabschnitt anhand eines begehbaren Serengeti-Lagers mit entsprechenden Exponaten, Tieren und Medienmodulen erlebbar. Eine Hörstation vermittelt einen Eindruck von der Vielfalt der Tierstimmen Afrikas und anderer Kontinente. Mit einem Flugsimulator kann der Besucher die Serengeti aus der Luft betrachten und erhält so eine Vorstellung von der Bedeutung des Flugszeugs als zentrales Transportmittel für die Arbeit von Bernhard und Michael Grzimek in Afrika. Nur auf diese Weise ließen sich die großen Entfernungen auf dem Kontinent bewältigen und der Umfang von Zebra-, Gnu- und Gazellenherden erfassen. Do 27 - D-ENTE, Karl Kössler GNUDas berühmte Flugzeug „ENTE“ im Zebramuster wurde zum Symbol der modernen und effektiven Arbeit in Afrika, besiegelte aber auch das Schicksal Michaels. Ein wichtiger Aspekt ist hier die Arbeit für den berühmten Film „Serengeti darf nicht sterben“, der auch ein halbes Jahrhundert nach seiner Entstehung nichts von seiner Eindringlichkeit und Aktualität eingebüßt hat. Der Ausstellungsrundgang führt von der Weite der afrikanischen Wildnis zurück auf die bequeme Couch ins liebevoll rekonstruierte heimische Wohnzimmer der 50er–70er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Von dort aus konnten wir viele Jahrzehnte zur Hauptsendezeit in der beliebten Sendung „Ein Platz für Tiere“ ferne und heimische Tierwelten kennen lernen. Typisch für diese Sendung war der manchmal etwas monotone Plauderton Grzimeks, der letztlich auch das Vorbild für Loriots sympathische Karikatur „Die Steinlaus“ bot.

Ausblickend erfährt der Besucher, wie viele nachhaltige Projekte Grzimek weltweit initiiert hat. – Und nochmals wird hier die Faszination der afrikanischen Wildnis mit ihrer besonderen Tier- und Pflanzenwelt vor Augen geführt.  

Großformatige Kohlezeichnungen von Herbert Siemandel-Feldmann umrahmen die Sonderausstellung. Der Essener Künstler ließ sich von den Tieren Afrikas inspirieren und stellt seine Werke dem Oberschlesischen Landesmuseum zur Verfügung.

Begleitprogramm und pädagogische Angebote finden Sie hier.

Wissenschaftsjahr 2009Mit der Ausstellung „Mein Leben für die Tiere“ beteiligt sich das Oberschlesische Landesmuseum an der Forschungsexpedition Deutschland  im Wissenschaftsjahr 2009, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Das Museum ist zugleich „Passstelle“ für die Forschungsexpedition Deutschland: Schülerinnen und Schüler können im Klassenverband bzw. als Gruppe in der Ausstellung Forschungsaufgaben lösen und in ihren „Expeditionspass“ eintragen lassen. Informationen hierzu finden Sie unter: www.forschungsexpedition.de.