Begleitend zur Sonderausstellung “300xFriedrich. Preußens großer König und Schlesien” starte am 14. Februar 2012 um 18 Uhr im Gerhart-Hauptmann-Haus Düsseldorf die Reihe “Preußen im Film“.
Kein anderer König von Preußen hat es posthum zu einer derartig langlebigen Leinwandexistenz gebracht wie Friedrich II. Die Celluloid-Karriere des berühmtesten aller Hohenzollern-Herrscher begann schon 1920, als der erste der sogenannten Fridericus-Rex-Filme gedreht wurde. Der Film war noch ein relativ junges Medium, Ton gab es noch nicht. Der Publikumserfolg der ersten beiden Streifen führte dazu, dass bis 1928 vier weitere Stummfilme folgten. Als die damals ganz neue Tonfilmtechnik auch in die deutschen Kinos Einzug hielt, folgte schon 1930 der erste Friedrich-Film, in dem die Schauspielerinnen und Schauspieler auch zu hören waren (“Das Flötenkonzert von Sanssouci”). Otto Gebühr, der schon seit 1920 auf die Rolle des Königs abonniert war, schaffte auch diesen Sprung, der durchaus nicht allen Stummfilmstars gelang. Gebührs Stimme indessen soll das Kinopublikum, als sie erstmals zu vernehmen war, zu stehenden Ovationen hingerissen haben. Dementsprechend blieb er der königliche Chefdarsteller par excellence.
Keineswegs zufällig begann der große König unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg über die Leinwand zu flimmern. Stand er doch für viele Zeitgenossen für die Größe und den Ruhm Preußens, für den hart erkämpften, am Ende aber doch errungenen Sieg von 1763 im Machtkampf mit den europäischen Nachbarn – während die Deutschen der 1920er Jahre mit den Konsequenzen der Kriegsniederlage von 1918 zu leben hatten.
Dem “Flötenkonzert von Sanssouci” folgten bis 1933 vier weitere Fridericus-Tonfilme. “Der Choral von Leuthen” markiert den Übergang der Fridericus-Filme in das Räderwerk der NS-Propagandamaschinerie. Der Film hatte am 3. Februar 1933 Premiere, in der Woche nach Hitlers Berufung zum Reichskanzler also. Er firmiert mithin gewissermaßen als letzte Frucht der republikanischen Filmkunst. Das Genre hatte sich aber auch aus der Sicht von Propagandaminister Joseph Goebbels so bewährt, dass daran festgehalten wurde. 1935 und 1936 gelangten sogar je zwei neue Fridericus-Filme in die deutschen Kinos, im April 1937 kam mit »Das schöne Fräulein Schragg« ein weiterer Streifen hinzu.
Kann man diese mit einigem Wohlwollen noch als Unterhaltungsfilme im historischen Gewand interpretieren, so wurde mit »Der große König« (Uraufführung 3. März 1942) eine bislang noch nicht erreichte Stufe der propagandistischen Instrumentalisierung des Friedrich-Stoffes erreicht. Zugleich sollte er der letzte Fridericus-Film werden.
Der NS-Staat befand sich im Krieg, und die deutsche Niederlage in der Winterschlacht vor Moskau ließ insgeheim bereits bei vielen Zeitgenossen Untergangsängste aufkommen. Nicht allein der Krieg gegen Stalins Sowjetunion war offenkundig nicht so leicht zu gewinnen wie es noch im Sommer 1941 den Anschein gehabt hatte. Darüber hinaus befand sich das Deutsche Reich seit dem 10. Dezember 1941 auch mit den Vereinigten Staaten von Amerika im Kriegszustand. Die Regierung Hitler hatte den USA den Krieg erklärt, nachdem das verbündete Japan mit dem Angriff auf den amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbour auf Hawaii den Krieg am 7. Dezember auch auf dem pazifischen Schauplatz eröffnet hatte. Manch einem schwante, dass das gewaltige militärische und ökonomische Potential der US-Amerikaner über kurz oder lang nicht nur den japanischen Expansionsbestrebungen, sondern auch der deutschen Aggression den Garaus machen würde. Nicht allein Militärs hatten nicht vergessen, dass mit dem – ebenfalls von deutscher Seite provozierten – Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg im April 1917 dieser für das Deutsche Reich endgültig verloren gegangen war.
“Der große König” zeigt dementsprechend wie Friedrich II. in hoffnungslos erscheinender Situation während des Siebenjährigen Krieges dennoch besteht und appelliert zugleich an die Opferbereitschaft der Soldaten. Die eine männliche Hauptfigur – der preußische Feldwebel Treskow (Paul Fröhlich) darf zwar seine große Liebe Luise (Kristina Söderbaum) noch heiraten, fällt dann aber, gewissermaßen direkt vom Traualtar in die Schlacht eilend, für seinen König. Hätte Propagandaminister Goebbels gewusst, dass der reale Generalmajor Henning von Tresckow längst eine Hauptrolle bei den Planungen des militärischen Widerstandes zum Sturz der NS-Diktatur spielte, hätte die Filmrolle gewiß einen anderen Namen erhalten …
Das Gerhart-Hauptmann-Haus zeigt im Verlauf des Jahres eine ganze Reihe der Fridericus-Filme. Jede Vorführung wird mit einer kurzen historischen beziehungsweise filmhistorischen Einführung begonnen.
Eine Kooperation zwischen dem Gerhart-Hauptmann-Haus Düsseldorf und dem Oberschlesischen Landesmuseum Ratingen.