Große Sonderausstellung:
„Von Leistung, Leid und Leidenschaft. Bergbau-Geschichten nicht nur aus Schlesien“
Schlesiens Geschichte, die Wirtschaft und seine Menschen sind über viele Jahrhunderte mit dem Bergbau verbunden gewesen. Eine wichtige Rolle spielte nicht nur das „schwarze Gold“ – die Kohle. Basalt, Granit, Sandsteine und Marmor, Kies, Kalkstein, Sand und Ton, Eisen- und Kupfererze, Chrysopras und Nephrit zeugen vom geologischen Reichtum der Bodenschätze. Tone und Kaolin – das „weiße Gold“ – waren ausschlaggebend für die Herstellung von Fayence, Keramik und feinem Porzellan.
„Von Leistung, Leid und Leidenschaft – Bergbau-Geschichten nicht nur aus Schlesien“ ist eine Ausstellung, die die Beziehungen der Menschen zu den Bodenschätzen bzw. zum Bergbau betrachtet. Bergbau ist mehr als nur ein Wirtschaftszweig, der den Menschen zu Lohn und Brot verhilft. Die steigende Nachfrage nach Energie und Rohstoffen rückte den Montansektor immer mehr in den Fokus von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und Gesellschaft. Je nach sozialem Rang und beruflicher Stellung brachten sich viele Menschen engagiert, eigennützig oder zwangsläufig im Bergbau ein.
Die Geschichte des Bergbaus in Schlesien ist eine Geschichte von Innovationen, Macht und Reichtum sowie von Entbehrung und Versehrtheit. Bergbaugeschichte als Verbindung und sogar als Einheit von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik sowie als kulturelle Inspiration und soziale Identifikation deutet die Dynamik des Bergbaus und seinen Einfluss auf alle Lebensbereiche an. Bergbau prägt und ist zugleich ein wesentlicher Teil der Geschichte dieser Region und des Selbstverständnisses der dort lebenden Menschen.
Zehnmal so große Lagerstätten wie im Ruhrgebiet und diese qualitativ hervorragend hat der Kohlebergbau Oberschlesiens aufzuweisen. Diese Erfolgsgeschichte fordert zur Verbindung und der vergleichenden Betrachtung mit dem anderen großen Revier Preußens bzw. Deutschlands heraus. Schwierige geologische, geographische und politische Gegebenheiten verlangten seit dem 18. Jahrhundert außergewöhnliche Anstrengungen findiger Persönlichkeiten. Ihre klugen Entscheidungen sowie zukunftsorientierte Maßnahmen haben das oberschlesische Industriegebiet lange Zeit zu einem der größten europäischen Zentren der Montanindustrie gemacht. Montanunternehmer wie Karl Godulla und Franz Graf von Ballestrem stehen darum neben königlichen Bergbeamten wie Friedrich Wilhelm Graf von Reden und Rudolf von Carnall. Denn nur die geeignete Bergordnung, die Ausbildung in der Bergakademie, technische Innovation, z. B. der früheste Einsatz von Dampfmaschinen in Preußen sowie weitere beispielhafte Leistungen, ließen diese rasche Entwicklung zu. Doch es gab auch dunkle Seiten, die die Menschen bedrückten und auf ihnen lasteten. Schwere Arbeitsbedingungen, Grubenunglücke und schadstoffbelastete Umwelt sind die Kehrseiten rücksichtsloser industrieller Dynamik.
Die Ausstellung ist durch eine neue und gesamtheitliche Sicht geprägt. Ausgehend von den Rohstoffen und ihrer Entstehung wird der Besucher mithilfe eines Zeitstrahls durch die verschiedenen Abteilungen geleitet. Der Weg führt von den Anfängen des Bergbaus in Schlesien, über die preußische Zeit ins moderne Industriezeitalter bis hin zum längst noch nicht abgeschlossenen Strukturwandel. Mit vielen Objekten, historischen Dokumenten und Fotografien werden technisches Know-how, wichtige Hütten und Gruben, bedeutende Bergbaupioniere, Industriemagnaten, Direktoren und Minister anschaulich in Szene gesetzt. Besonders für die jüngeren Besucher ist die schwere Schichtarbeit eines Bergmanns kaum mehr vorstellbar. Eine eigene Abteilung rekonstruiert deshalb einen Arbeitstag im Leben eines Bergmannes mit sämtlichen Abläufen unter- und übertage, charakteristischen Werkzeugen, Kleidungsstücken und anderen Bergbaurealien. Aufgezeigt werden die Gefahren des Bergbaus, Sicherheit und Rettungsmaßnahmen, Entlohnung, Krankheiten und Streik. Und wo ging ein Bergmann untertage zur Toilette? Auch auf diese Frage gibt die Ausstellung eine Antwort.
Die schwierigen Lebensbedingungen lassen sich auch in den Wohnstätten, Kunstwerken und Traditionen erkennen. In vielen Festen, Liedern und religiösen Traditionen wird heute die montanindustrielle Vergangenheit lebendig gehalten. Eine wichtige identitätsstiftende Rolle spielt die Industriekultur. So werden auf der Route der Technikdenkmäler immer mehr dieser industriegeschichtlichen Zeugnisse in der Woiwodschaft Schlesien für Touristen zugänglich gemacht.
Schirmherren der Ausstellung sind der Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen Garrelt Duin und der Marschall der Woiwodschaft Schlesien Adam Matusiewicz. Das Projekt ist Bestandteil des Arbeitsprogrammes 2012 im Rahmen der Gemeinsamen Erklärung zur Partnerschaft von Nordrhein-Westfalen und Schlesien.
Lassen Sie sich überraschen und anregen von einer vielgestaltigen Präsentation. Sie leitet über in das 30. Jubiläumsjahr des seit 1983 erfolgreich für Schlesien tätigen Oberschlesischen Landesmuseums.
Begleitprogramm:
Öffentliche Führungen
Sonntag, 20 Okt. 2012, 15 Uhr
Sonntag, 18. Nov. 2012, 17 Uhr
Sonntag, 13. Jan. 2013, 15 Uhr
Sonntag, 17 Feb. 2013, 15 Uhr
Preis p. P. 6,00 EUR
Dienstag, 4. Dez. 2012, 14.30 Uhr
Barbarafeier im Oberschlesischen Landesmuseum
Am 4. Dezember feiern wir das traditionelle Fest der Hl. Barbara, Schutzpatronin der Bergleute und Geologen, mit Musik, Legendenerzählung sowie einer „öffentlichen Führung“ um 17 Uhr.
Mittwoch, 12. Dez.,14.30 Uhr
Führung durch die Bergbau-Ausstellung für Senioren
Die Führungen finden in Ruhe und auf Wunsch im Sitzen statt. Preis p.P. 9,00 EUR (inkl. Eintritt, Kaffee und einem Stück Kuchen). Anmeldung erforderlich.
Die Termine sowie weitere Informationen zu den Aktionsnachmittagen für Kinder und Jugendliche finden Sie hier.
Änderung behalten wir uns vor. Bitte beachten Sie deshalb auch unsere aktuellen Hinweise im Veranstaltungskalender sowie auf Facebook.
Interessante Links zum Thema:
Das Arbeiterwohnungswesen in der oberschlesischen Montanindustrie: zum XII. Allgemeinen Deutschen Bergmannstage Breslau 1913 / Kurt Seidl [Bearb.].Kattowitz : Selbstverl. des Oberschlesischen Berg- und Hüttenmännischen Vereins, 1913.
Revidierte Berg-Ordnung vor das souveraine Herzogthum Schlesien und die Grafschaft Glatz, vom 5 Jun. 1769, Nebst der neuesten Preußischen Gesetzen und Instruktionen über das Bergwerkswesen und den auf die Erg. Ordnung bezüglichen Entscheidungen der k. Ober-Tribunals, 1857.
Festschrift zur Feier der 29. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Ingenieure: am 20. August 1888 in Breslau; enthaltend eine Darstellung der geschichtlichen, technischen und merkantilen Entwicklung der hauptsächlichsten Industriezweige der Preussischen Provinz Schlesien in einer Reihe von Original-Aufsätzen anerkannter und hervorragender Fachleute der Provinz, geordnet nach den Gruppen der Reichs-Gewerbe-Statistik / Verein Deutscher Ingenieure. Breslau, 1888.
Den Theilnehmern am V. Allgemeinen Deutschen Bergmannstage zu Breslau 1892 / Hrsg. v. Bergwerks-Gesellschaft Georg von Giesche’s Erben. Kattowitz, 1892.
Die Bergwerks- und Hüttenverwaltungen des Oberschlesischen Industrie-Bezirks: ein historisch-statistischer Wegweiser den Theilnehmern am V. Allgemeinen Deutschen Bergmannstage / Hermann Voltz [Bearb.]. Kattowitz: Selbstverlag des Oberschlesischen Berg- und Hüttenmännischen Vereins, 1892.
Der Oberschlesische Industriebezirk; Festschrift, Bergmannstag, Breslau, 1913. Bd. 2 ; Handbuch des Oberschlesischen Industriebezirks / Wilhelm Ahrens; Voltz, Hermann [Bearb.]. Kattowitz: Selbstverlag des Oberschlesischen Berg- und Hüttenmännischen Vereins, 1913.
Der gegenwärtige Stand des Spülversatzverfahrens in Oberschlesien: zum XII. Allgemeinen Deutschen Bergmanstage Breslau 1913 / Kurt Seidl [Bearb.]. Kattowitz: Selbstverl. des Oberschlesischen Berg- und Hüttenmännischen Vereins, 1913.
Die Wasserversorgung des oberschlesischen Industriebezirks: zum 12. Allgemeinen Deutschen Bergmannstage Breslau 1913 / Paul Geisenheimer [Bearb.]. Kattowitz: Selbstverl. des Oberschlesischen Berg- und Hüttenmännischen Vereins, 1913.