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02.09.2011 – 01.11.2011 – Bobrek – aus dem Ruß eine Blume. Bilder eines Stadtteils in Oberschlesien heute und vor 100 Jahren

In Oberschlesien erinnert vieles an das Ruhrgebiet. Das gilt auch für die alte Industriestadt Bytom/Beuthen, deren Geschichte bis ins Mittelalter zurückreicht. Im 19. Jahrhundert erlebte Beuthen mit der Industrialisierung und der Ausbeute der Steinkohle-, Zink- und Bleierzvorkommen einen geradezu atemberaubenden Aufstieg. Gruben, Fördertürme, Halden, Kraftwerke und Bergarbeitersiedlungen bestimmten von nun an das Stadtbild. Ehemals acht Gruben gab es dort. Die Grube Bobrek-Centrum war zeitweilig die größte Kohlegrube des Deutschen Reiches. Die zugehörige Arbeitersiedlung Bobrek war in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts topmodern und der Ort, an dem ein Bergmann gerne wohnte. Heute ist die Siedlung Synonym für die harten Jahre, die das oberschlesische Kohlerevier durchlebt.

Martin Langer wurde 1966 in Beuthen geboren. Seit 1978 lebt er im Ruhrgebiet. So sind ihm beide Regionen gut vertraut, die so viele Gemeinsamkeiten haben. Mit Beuthen verbindet der Fotograf Erinnerungen aus der Kindheit, die er in den Stadtvierteln Rozbark/Roßberg, Bobrek und Kleinfeld verbrachte. Martin Langer kehrt regelmäßig und gerne in seine Geburtsstadt zurück und hält seine Eindrücke vor Ort mit dem Medium der Fotografie fest. Sie ist für ihn dokumentarisches und zugleich künstlerisches Ausdrucksmittel. Seine Fotos zeigen Plätze, Straßen, Hinterhöfe, Siedlungen und Gebäude, aber auch die Menschen, die dort leben. Sie dokumentieren den Wandel, die Stadt aus unterschiedlichen Perspektiven, auch alte teilweise zerstörte Objekte in bisweilen ungewöhnlichen Blickwinkeln. So bestimmen asymmetrische Perspektiven den Bildaufbau seiner Bilder, bei denen es sich zumeist um Schwarz-Weiß-Aufnahmen handelt. Das führt zu spannungsreichen Kompositionen.

Bobrek_SiedlungDie Fotos werden durch lyrische Texte in polnischer und deutscher Sprache ergänzt. Martin Langer liebt sein altes Beuten aus der Kindheit, doch er wünscht sich auch, dass die historischen Plätze und Gebäude erhalten bleiben und nicht verfallen oder rigorosen Modernisierungsprozessen zum Opfer fallen. Mit seinen Fotos hat er bereits mehrere Ausstellungen gestaltet. Im Oberschlesischen Landesmuseum zeigt er nun das Ergebnis mehrjähriger Arbeit.

WarteraumHinzu kommen Aufnahmen von Glasplattennegativen aus der Zeit um 1900. Sie wurden erst vor kurzem auf dem Gelände der stillgelegten Hütte Bobrek aufgefunden. Davon gibt es in der Ausstellung 32 sepiafarbene Abzüge.

Das benachbarte Ruhrgebiet in greifbarer Nähe, realisiert das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen auch Ausstellungen und Projekte, die an die historischen Beziehungen zwischen Oberschlesien und dem Ruhrgebiet anknüpfen und sich der vergleichenden Geschichte der Industrie und dem Wandel im heutigen Oberschlesien widmen. Die neue Ausstellung mit Fotografien von Martin Langer und historischen Aufnahmen aus Bobrek vermittelt einmal mehr vielfältige Impressionen aus dieser Zielregion, die mit ihren Brüchen, Gegensätzen, ihrer wechselvollen Geschichte und ihren Menschen ein großes Potential für das vereinte Europa besitzt.

 

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