
Für die Ausstellung sind Städtepanoramen aus dem 15. bis zum 19. Jahrhundert ausgewählt worden. Sie zeigen schlesische Städte als Spiegelbild architektonischer und struktureller Vielfalt, selbstverständlich im europäischen Kontext.
Mit der Entwicklung der Grafikkunst Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Stadt als ein eigenständiges Darstellungsthema entdeckt. Das Ende des 15. Jahrhunderts war auch die Zeit von immer weiteren Reisen und bahnbrechenden geografischen Entdeckungen. Diese erforderten exakte geografische Beschreibungen der Städte und Länder, die durch Karten und Ansichten illustriert wurden. Die ältesten Ansichten schlesischer Städte erschienen in der Weltchronik von Hartmann Schedel. Das Werk wurde 1493 bei Anton Koberger in Nürnberg herausgegeben. Es beschränkte sich auf wichtige Städte, die auch ökonomisch oder religiös-historisch eine Rolle spielten. Daraus ist ein Farbholzschnitt mit der Ansicht der Stadt Neisse (poln. Nysa) zu sehen – das Herzstück der Bestände der Öffentlichen Woiwodschaftsbibliothek. Aus dieser frühen Zeit werden in der Ausstellung weitere Schätze präsentiert, z. B. die auf einem Blatt erschienenen Panoramen von Neiße und Liegnitz aus dem sechsbändigen Werk von Braun/Hogenberg „Civitates Orbis Terrarum“ (1572-1617) sowie ein Kupferstich von Georg Hayer mit der Ansicht von Breslau aus dem Werk „Breslographia“.
1650 kam die „Typographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae“ von Matthäus Merian (1593-1650) heraus. Aus diesem bedeutenden Werk werden in der Ausstellung Panoramaansichten und Perspektivpläne präsentiert. Merian ist bis heute besonders durch seine Ansichten aus dem Theatrum europeum und viele andere Arbeiten ein hauptsächlich in Nachdrucken präsenter Künstler. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts war er eine der prägenden Gestalten der Buch- und Illustrationsgeschichte.
Im 19. Jahrhundert gab es mehr regionale Werke. Zu jener Zeit expandierten die Städte als Folge der Industrialisierung. In der Druckgraphik dominieren Ansichten im Stil der Romantik. Die Künstler schufen ein idealisiertes Abbild von Industrie und Stadtlandschaft. Die negativen Auswirkungen der fortschreitenden Industrialisierung wurden erst später wahrgenommen. Dennoch hilft dieser Rückblick, denn er lässt uns vergleichen und erkennen, was von der Vergangenheit erhalten blieb. Zu den wichtigsten Landschaft- und Architekturzeichnern Schlesiens Ende des 19. Jahrhunderts zählt der schlesische Maler und Zeichner Theodor Blätterbauer (1823-1906). Er schuf Hunderte von Zeichnungen und Aquarellen mit zumeist romantisch empfundenen Ansichten schlesischer Städte und Landschaften. Der dokumentarische Wert seiner Stahlstiche, Lithographien und Holzschnitte diente als Illustrationen für bedeutsame Bildwerke wie Alexander Dunckers groß angelegte Edition zu den ländlichen Wohnsitzen der preußischen Aristokratie oder Franz Schrollers dreibändige Ausgabe über Schlesien. In den Beständen der Öffentlichen Woiwodschaftsbibliothek befinden sich viele Grafiken Blätterbauers. In der Ausstellung werden ausgewählte Arbeiten des Künstlers vorgestellt.
Die historische Entwicklung der schlesischen Städte lässt sich durch die ausgestellten Ansichten gut verfolgen. Deutlich werden auch die Parallelen, die die Städte in ihrer Entwicklung untereinander aufweisen. In den Stadtansichten spiegelt sich die wechselvolle Geschichte Schlesiens insgesamt wider.