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22.06. – 05.10.2008 – Ein zehnfach interessantes Land

Logo der AusstellungJubiläumsausstellung

Johann Wolfgang von Goethe schrieb im August 1790 aus Schlesien nach Weimar: „Seit Anfang des Monats bin ich nun in diesem zehnfach interessanten Lande“, das „ein sonderbar schönes, sinnliches und begreifliches Ganzes macht. Ich werde viel zu erzählen haben“.

Dieser Vielfalt widmet sich das Oberschlesische Landesmuseum, das in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum feiert. Am 11. März 1983 eröffnete der damalige Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau, das Höseler Museum, mit dessen Bau im Dezember 1980 begonnen worden war. Mit der Einweihung des großen Museumsneubaues brach dann vor 10 Jahren eine neue Ära an. Beide Jubiläen greift die große Sonderausstellung „Ein zehnfach interessantes Land“ (22. Juni – 5. Oktober 2008) auf.

Eröffnung mit Ministerpräsident Johannes Rau

Entstehung- und Entwicklungsgeschichte des Oberschlesischen Landesmuseums

Lebendige Zusammenarbeit auf der Basis der Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen über die Oberschlesier ist von je her ein Leitmotiv des Oberschlesischen Landesmuseum. Beherzt wurden deshalb die Worte von Johannes Rau in die Tat umgesetzt, der bei der Eröffnungsfeier 1983 betonte, „…dass die Patenschaft Nordrhein-Westfalens über Oberschlesien kein feierlicher Akt ist, sondern eine beständige Aufgabe sein sollte und bleiben soll“. Bereits das alte Oberschlesische Landesmuseum war als kulturgeschichtliches Museum angelegt. Seine Schausammlung zur Kulturgeschichte Oberschlesiens zog in das damals neu errichtete Gebäude des Hauses Oberschlesien ein. Dort wurden außerdem Geschäftsräume und eine Bibliothek eingerichtet sowie das Literaturwissenschaftliche Institut, die Eichendorff-Gesellschaft und die Gustav-Freytag-GesellschaftDas Museumsgebäude untergebracht. Angesichts seiner noch kleinen Sammlung wurde es als „Ein Museum zum Wachsen und Mittun“ ausgegeben. Dieses Konzept bewährte sich, denn die Anzahl der Ausstellungsstücke nahm durch Stiftungen der Oberschlesier rasch zu. Die Dauerausstellung präsentierte die Exponate – Trachten, Modelle, Bilder, Bücher und sonstige Zeugnisse oberschlesischen Lebens – nach ihrem örtlichen Bezug. Dem Besucher boten sich so ein symbolischer Rundgang durch Oberschlesien und ein Eindruck von Land und Leuten. Angesichts der wachsenden Sammlung erwies sich das Museum als zu klein und entsprach nicht mehr den Anforderungen einer modernen Präsentation. Als eines der ersten bundesgeförderten ostdeutschen Landesmuseen wurde in Ratingen ein moderner Neubau errichtet.

Am 16. Juli 1998 fand auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Hauses Oberschlesien die Eröffnung des neuen Oberschlesischen Landesmuseums statt. Die neu gestaltete und erheblich erweiterte Dauerausstellung zur Kultur und Geschichte Oberschlesiens zeigt seitdem die Ausstellungsstücke in ihrem historischen Zusammenhang. Die Konzeption versucht auch, dem für Oberschlesien bedeutsamen deutsch-polnischen Verhältnis gerecht zu werden und klischeehafte Geschichtsbilder zu vermeiden. Ebenfalls neu konzipiert wurde die Präsentation zu Leben und Werk des Dichters Joseph von Eichendorff. Die Gestaltung beider Bereiche übernahm der Wiener Architekt Bernhard Denkinger.

Die DauerausstellungDie Jubiläumsausstellung

Die Jubiläumsausstellung blickt zurück auf 25 Jahre erfolgreiche Sammlungstätigkeit. So werden zahlreiche Vorhaben nochmals beleuchtet und in Erinnerung gerufen. Zur Auswahl stehen fast 200 inländische und rund 50 ausländische Sonderaus­stellungen. Historische, topographische, kulturelle und künstlerische Themen wurden be­handelt. Hinzu kommen Ausstellungen und Projekte mit Partnern im näheren Umfeld sowie museumspädagogische Aktionen. Aus diesem breiten Spektrum gibt es vieles zu erzählen. Exponate und Fotos rufen zunächst die Dauerausstellung des alten Oberschlesischen Landesmuseums in Erinnerung. Hierzu gehören das Modell des Schlosses Lubowitz, Geburtsort des Dichters Joseph von Eichendorff, sowie Trachten und andere Erinnerungsstücke. Dann richtet sich der Blick auf die vielen Ausstellungen selbst, die im Jubiläumszeitraum als eigene Projekte oder auch als gemeinschaftliche Vorhaben mit Partnern im In- und Ausland realisiert wurden. Zuerst werden nochmals die großen Künstlerpersönlichkeiten gewidmeten Präsentationen vorgestellt: Zu erwähnen sind hier besonders die Bildhauer Thomas Myrtek (Beuthen 1888 – Athen 1935), Jutta Osten (geb. 1918 in Gleiwitz) und Heinz Tobolla(geb. 1925 in Hindenburg/Zabrze), dann Architekten, Maler und Grafiker wie Hans Poelzig (Berlin 1869 – Berlin 1936), Wolf Röhricht (1886 Liegnitz – 1953 München) und Thomas Tezzele (geb. 1967 in Regensburg).

Außerdem befasst sich die Jubiläumsausstellung mit den großen Dichtern und Literaten aus Oberschlesien wie Joseph von Eichendorff, Gustav Freytag, Heinz Piontek und Max Hermann Neisse. Darüber hinaus wird an bedeutende Themenausstellungen erinnert. Neben länger zurückliegenden Präsentationen zu „Kunst und Künstlerkolonien im Riesengebirge“, zu „Rübezahl“, dem „Herrn der Berge“ und „Schlesischen und böhmischen Dioramen“ werden auch die letzten großen Projekte vorgestellt: maßgeblich die vom LWL-Industriemuseum in Dortmund konzipierte Schau „Aufbau West. Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder“ und die als eigenes umfangreiches Projekt konzipierte große Sonderausstellung „Anfang und Ende Preußens in Schlesien. Militärhistorische und baugeschichtliche Streifzüge“. Eine veränderte Tafelversion wandert derzeit durch Polen.

Die alte DauerausstellungEin anderer Themenschwerpunkt des Museums ist die Oberschlesische Montanregion in Geschichte und Gegenwart. Hier geht es auch um die gewaltigen Umstrukturierungsprozesse, die von den Oberschlesiern mit Mut und Anstrengung bewältigt werden. Das Oberschlesische Landesmuseum begleitet diesen Prozess kulturell mit Ausstellungen, Tagungen und Publikationen. So sind im Laufe der Jahre maßgebliche Projekte, oft in Kooperation mit polnischen Partnern, realisiert worden, die in der Jubiläumsausstellung nochmals beleuchtet werden. Mindestens einmal im Jahr widmet sich das Oberschlesische Landesmuseum einem Thema der hiesigen Region. Solche Ausstellungen entstehen zumeist in Zusammenarbeit mit kulturellen Einrichtungen vor Ort. Das Museum bindet sich damit auch in sein unmittelbares Umfeld ein. Spannende Kooperationsprojekte sind so in den 25 Jahren des Bestehens entstanden – wichtige Beiträge zu hiesigen Künstlern, zur regionalen Geschichte und Kultur.

Viele der genannten Projekte wurden durch museumspädagogische Aktionen begleitet, mit denen das Oberschlesische Landesmuseum sich vor allem als außerschulischer Lernort für Kinder und Jugendliche etabliert hat. Zusätzlich wurden ein umfangreiches Programm zur Dauerausstellung sowie eigene Projekte entwickelt, die großen Zuspruch bei Jung und Alt finden.

Ausblick

Für die kommenden Jahre plant das Oberschlesische Landesmuseum weitere Aktivitäten. Die Vorschau macht schon mit zentralen Plänen vertraut und weckt Neugierde. Die Bandbreite der Themen ist groß. Für 2009 ist eine Ausstellung zu Leben und Wirken Bernhard Grzimeks geplant. Anlass ist der 100. Geburtstag des in Neisse geborenen berühmten Zoologen und Tierfilmers. 2009/2010 geht es hinauf in luftige Höhen. „Adler über Schlesien. Ereignisse und Pioniere der Luftfahrtgeschichte“, so lautet der Titel einer Ausstellung zu Luftfahrt, Luftsport und Luftkrieg. Sie gehörten als unterschiedliche Aspekte zur Entwicklung des 20. Jahrhunderts. Ein expandierender Luftverkehr verbindet heute die europäischen Regionen. Besonders zur Entwicklung des Segelfluges hat Schlesien wichtige Aspekte beigetragen. Die Ausstellung macht mit Flugtagen, Flugzeugen und Flughäfen bekannt.Mit „Glanzpunkten schlesischer Keramik. Fayencen aus Proskau und Glinitz“ werden 2010 Raritäten europäischer Keramik präsentiert. Die große Zusammenschau soll diese schlesischen Manufakturen vorstellen. An die Erstpräsentation in Ratingen schließt sich eine Wanderroute an. Als Schwerpunkt im Jahr 2011 ist die Ausstellung „Adel in Schlesien. Ein Überblick“ vorgesehen. Diese Präsentation setzt Maßstäbe, da Mythen und Legenden hinterfragt werden. Zahlreiche Archivalien werden erstmals gezeigt. Schließlich wird die Jubiläumsausstellung auch einige in- und ausländische Partner vorstellen. In der Vielfalt der behandelten Themen offenbart sich die Einzigartigkeit Oberschlesiens als eine lebendige, im Wandel befindliche Region mit Brüchen und Gegensätzen, ihrer wechselvollen Geschichte, ihren Menschen und ihrem großen Potential für die Zukunft Polens im vereinten Europa. Deutsche, polnische und tschechische Geschichte wird als gemeinsames Erbe verstanden und dargestellt. So bedeutet grenzüberschreitende Arbeit auch, auf vielfältige Weise von einander zu lernen, um die Aufgaben der Gegenwart und Zukunft gemeinsam zu lösen. Dies ist eine Botschaft auf dem Weg, der mit dem 25jährigen Jubiläum des Museums 2008 eine neue Etappe erfährt.