Oberschlesisches Landesmuseum

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Sammler-Glück vereint

Steinbock2 klein

Figürliches Porzellan erfreute sich seit der Herstellungsmöglichkeit in Europa besonderer Beliebtheit. Da haben auch einige schlesische Hersteller nicht nachstehen und im frühen 20. Jahrhundert ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen wollen. Unter den zahlreichen schlesischen Porzellanherstellern hob sich die Tillowitzer Produktion besonders hervor. 

In seiner Dauerausstellung bietet das Oberschlesische Landesmuseum (OSLM) einen Einblick in die breite Angebotspalette schlesischer Produzenten. Anlässlich des 30-jährigen Museumsjubiläums 2013 stiftete das Wuppertaler Sammlerehepaar Margret und Gerhard Schmidt-Stein aus ihrer Sammlung dem OSLM ein seltenes Figurenporzellan. Anfang August konnte OSLM-Direktor Dr. Stephan Kaiser aus der Serie mit Tiermotiven einen Steinbock entgegennehmen. „Wir haben nun einen hervorragenden Vergleich zu bieten“, so der Ratinger Museumschef, „denn dem weißglassierten Zwischenkriegsexemplar steht nun eine elfenbeinfarbene polnische Nachkriegsproduktion gegenüber“. In gewisser Weise gesellen sich nun zwei Stücke zueinander, um die seinerzeit die Sammler buhlten. Gerhard Schmidt-Stein kann sich erinnern, dass einst beim weißen Exemplar der Sammler Gerhard Soppa ihm zuvorgekommen war. Später fand er dann das andersfarbige Nachkriegsexemplar um die Ecke in einem Wuppertaler Antiquitätengeschäft. Das Sammlerglück findet nun im Museum die wohlbehütete Fortsetzung. Als Gerhard Soppa starb, war es der Kinder Anliegen, dem oberschlesischen Andenken dieses speziellen Tillowitz-Sammlers zu entsprechen. So bekam das Haus Schlesien in Königwinter seine Sammlung mit der Auflage, für Ausstellungszwecke das Oberschlesische Landesmuseum zu unterstützen. Beide Steinböcke aus Tillowitz und Tułowice können nun von den Gästen verglichen werden. Für Dr. Kaiser ist die Botschaft klar: „Wir profitieren immer vom Wissen und vom Glück der Sammler. Die lange Bekanntschaft mit den Experten Schmidt-Stein ist für uns immer wieder eine Freude und Bereicherung. Wir danken für dieses wertvolle ergänzende Sammlungsstück. Und wir müssen die Augen weiter offenhalten zur Ergänzung der Sammlung“. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg stellte die Porzellanfabrik Tillowitz drei Serien an Figurenplastik her. Die erste Serie, die Tierserie, bestand aus: „Steinbock“, „Stehender Eisbär“ und „Windspiel“ nach Vorlagen wohl vom Sohn des Chefmodelleurs Max Rüffler sowie „Stute mit Fohlen“ und „Hockender Bär“ entworfen von Dr. Kurt Bimler (1883 – 1951).

Steinbock3 klein

Die zweite Serie, die sogenannte „elegante Serie“, enthielt: „Strandnixe“, „Lautenspielerin“, „Tänzerin“, „Turnerin“, „Sitzendes Mädchen mit Dachshund“, „Liegende Dame mit Papagei auf dem Knie“ sowie „Sitzender Jüngling mit Aschenbecher““. Davon befindet sich bisher nur die Tänzein in der Ratinger Ausstellung. Die dritte Serie lehnte sich an Personen aus berühmten Gemälden an. Wilhelm Kahlert hatte diese Figuren für den holländischen Markt vorgesehen. In Ratingen fehlen „Nachtwache“, „Abbildung der Elizabeth Jacobs Bas“, „Liebespaar beim Frühstück“ (nach Rembrandt), „Raucherin“ (nach Brouwer), „Lachender junger Mann“ (nach Seysters) oder „Würfelspieler“ nach Murillo. Nur die Figur des „Melonenessers“ nach Murillo ist im Museum ausgestellt.

Weitere Einzelstücke populärer Figuren des bekannten Humoristen Wilhelm Busch wurden für den deutschen Mark erzeugt: Doppelbüste „Max und Moritz“, „Die fromme Helene“ (beide OSLM) sowie „Mandolinenspieler“. Dazu gehören weiterhin der „Pfeifenraucher“ und der „Trinker“.

Steinbock5

Fruchtbar war auch die Verbindung mit dem bekannten Kunsthandwerker Richard Adolf Zütt in Neisse. Der ehemalige Professor an der Kunstgewerbeschule in Budapest leitete dort die „Ostdeutschen Werkstätten“, die sich insbesondere für verbesserte religiöse Kunst einsetzten. In der Zeit zwischen 1924 und 1930 entstanden Figuren in Art Deco-Manier. „Mutter Maria“ in Gestalt einer Ordensschwester und „Mutter Gottes mit Krone“ (beide OSLM), die Büste „Mutter Gottes“, „Mutter Gottes mit dem Christkind“ sowie zwei betende Mädchen, die „Engelchen“ genannt wurden (eines im OSLM). Sollten Leser über weitere Figurenporzellane verfügen, freut sich das Landesmuseum über eine Kontaktaufnahme. Die Herkunft aus Tillowitz verrät eine beige-grüne Fabrikmarke am Boden. Beim OSLM können auch Bildtafeln angefordert werden <info@oslm.de>. Rund ein Drittel der Tillowitzer Figurenporzellane ist bislang im OSLM versammelt und wird in der Dauerausstellung gezeigt. Sammeln gehört zu den Hauptaufgaben eines Museums und die Weitergabe von Sammlungsstücken wie hier durch das Ehepaar Schmidt-Stein ist eine wunderbare Geste.

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