Der Erste Weltkrieg
Im Sommer 1914 ergingen in Europa die Mobilmachungsbefehle. Die Soldaten wurden in der Hoffnung verabschiedet, sie würden Weihnachten wieder zu Hause sein. Die Euphorie war keineswegs einhellig, doch anfänglich weitverbreitet. Auch der deutsche Glaube an einen schnellen Sieg erwies sich als Trugschluss.
Im Jahr 1915 traten die Dimensionen eines Weltkrieges dann vollends zu Tage. Die Front im Westen erstarrte. Material- und Abnutzungsschlachten ungekannten Ausmaßes entbrannten. Beim belgischen Ypern setzten im April 1915 deutsche Truppen erstmals gezielt Giftgas ein. Im Osten entwickelten sich heute weitgehend vergessene großräumige Militäroperationen. Bei den Schlachten um Ostpreußen und Galizien gerieten hundertausende Soldaten in Kriegsgefangenschaft. Im Mai und Oktober 1915 traten Italien und Bulgarien in den Krieg ein.
Lebensmittelerzeugung und Industrieproduktion wurden ganz den Erfordernissen der Kriegswirtschaft unterworfen. Hierbei kam es zu zentralistischen Regulierungen. Die beiden Kriegsanleihen vom März und September 1915 etablierten einen Finanzierungsmodus, der bis zur Niederlage 1918 im ökonomisch zermürbenden Kampf zur Massenverarmung führte.
Oberschlesien
In Oberschlesien betrafen die Auswirkungen des Krieges alle Lebensbereiche. Durch die Grenzlage zu Russisch-Polen schien es ab 1914 akut bedroht. Die jungen Männer aus Oberschlesien kämpften als Soldaten an allen Fronten. Dort erlebten sie die Schrecken des modernen industriellen Krieges. In der Heimat verfolgte man ihr Schicksal mit Angst und Sorge. Das Leben dort wurde durch die immer schlechtere Versorgungslage und die Trauer um die Gefallenen belastet.
Zwei oberschlesische Gedenkorte stehen für besondere Aspekte der Kriegsrealität: Auf dem Gelände des in der Nähe von Oppeln gelegenen Truppenübungsplatzes Lamsdorf wurde ein Gefangenenlager errichtet. Im Verlaufe des Ersten Weltkrieges gab es dort insgesamt etwa 90.000 Kriegsgefangene v.a. aus Russland, Rumänien, Italien und Serbien. Am 9. Mai 1915 verlegte das kaiserliche „Große Hauptquartier“ seinen Sitz nach Pless (heute Pszczyna). Der Kaiser zog im Schloss ein. Ganz in der Nähe befand sich das österreichisch-ungarische Hauptquartier in Teschen (heute Cieszyn).
Die Ausstellung
Hundert Jahre nach den Entwicklungen des Kriegsjahres 1915 zeigt „Heimat.Front – Oberschlesien und der Erste Weltkrieg“ anschaulich unterschiedliche Facetten der Kriegszeit. Eingangs wird ein Panorama der multiethnischen preußisch-deutschen Gesellschaft in Oberschlesien um 1910 präsentiert. Die Besucher erhalten einen Überblick über die wichtigsten politischen Entwicklungen bis zum Kriegsausbruch. Ausgewählte Exponate machen die schreckliche Realität des Krieges und die bedrückende Not der Heimatfront deutlich. Am Beispiel des Hauptquartiers wird der Zusammenhang von Krieg und Propaganda ersichtlich. Auf diese Weise werden die Perspektiven unterschiedlicher Akteure eingenommen und ihre Erlebnisse und Erfahrungen nachgezeichnet.
Die Ausstellung ist vom 10. Mai bis zum 8. November im OSLM zu sehen.
Den Flyer zur Ausstellung finden Sie hier.
Den WDR3-Hörfunkbeitrag (Sendereihe „Resonanzen) vom 11.5.2015 „Der erste Weltkrieg im oberschlesischen Landesmuseum Ratingen. Ein Gespräch mit Stephan Kaiser“ können Sie hier anhören.
Begleitprogramm
Öffentliche Führungen
an folgenden Sonntagen jeweils um 15 Uhr
mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten:
17. Mai (Internationaler Museumstag)
28. Juni: Sarajewo, Julikrise und Kriegsausbruch
26. Juli: Das Große Hauptquartier in Pless (um 16 Uhr im Anschluss an die Eröffnung der Foto-Ausstellung aus dem Schlossmuseum Pless „Von Kleopatra bis Nelson“)
16. August: Rationierung, Hunger und Propaganda
6. September: Tannenberg und der Krieg im Osten
18. Oktober: Krieg ohne Ende versus Kriegsende
12. Folkwangkonzert im OSLM
Sonntag, 28. Juni um 17 Uhr
1913: Sommer des Jahrhunderts – ein Porträt vom Vorabend des 1. Weltkriegs in Lied und Literatur mit Studierenden des Studiengangs Gesang | Musiktheater der Folkwang Universität der Künste unter der Leitung von Dominikus Burghardt und einer Lesung von Reinhard Pede (als Gast)
Neanderland Museumsnacht
Freitag, 25. September ab 18 Uhr
Museumspädagogisches Programm
Zur Friedenserziehung in der Schule gehört das Thema „Krieg“. Die Sonderausstellung bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich über den Ersten Weltkrieg zu informieren und beispielhaft mit typischen Phänomenen des Krieges zu befassen. Drei unterschiedliche museumspädagogische Programme enthalten altersspezifische Module für den Grundschulunterricht sowie für die Fächer Geschichte, Deutsch, Politik, Religion und Philosophie der weiterführenden Schulen.
Detailiierte Inhalte und Termine finden Sie hier.
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