Oberschlesisches Landesmuseum

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Industriade ist neuer Magnet für schlesische Denkmäler

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Es gibt Veranstaltungsreihen, die gewinnen eine Eigendynamik und entfalten einen besonderen Charme. Ein herausragendes Beispiel dafür ist die in der oberschlesischen Woiwodschaft jährlich veranstaltete „Industriada“. Am 14. Juni fand dieses Event zum 4. Mal statt. In diesem Jahr gab es an einem Tag, in 24 Städten, bei 43 Denkmälern rund 300 attraktive Veranstaltungen. Es liegt auf der Hand, dass mit Führungen und Erläuterungen die authentischen Orte der industriellen Entwicklung Oberschlesiens am Besten zu erkunden sind. Die Liste der lohnenswerten Stätten ist lang: Bergwerke wie Guido und Königin Luise in Hindenburg / Zabrze, Tarnowitz oder Rybnik, die bekannten Brauereien in Tichau / Tychy und Saybusch / Żywiec, die eisenbahnbezogenen Erlebnispunkte in Beuthen, Rauden und Tschenstochau, Fabriken in Bielitz und Kattowitz, Museen in Gleiwitz, Myslowitz und Pless waren beteiligt.


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Mit einem kostenlosen Busshuttle sowie der Möglichkeit zur Freifahrt mit dem regionalen Bahnverkehr der „Kolej Śląskie“ gab es zudem eine funktionierende Verbindung zwischen den in der Fläche weit verstreuten Objekten. Das Vorbild dieses Veranstaltungstages ist die „Extraschicht“ im Ruhrgebiet, die nach Lage und Umfang sowie Erfahrung viel größer, jährlich an einem Wochenendabend Ende Juni, stattfindet. Die schlesischen Veranstaltungen waren dieses Jahr von einem lebendigen Angebot und einer Vielzahl von attraktiv gestalteten lokalen Informationsmitteln geprägt. In jeder Stadt gab es Aushänge, Prospekte, jede Menge Hinweisschilder und am Aktionstag auffallend gekleidete junge ehrenamtliche Mitarbeiter.

Gegenüber dem nordrhein-westfälischen Vorbild ist der Aktionszeitraum nicht auf eine Nacht beschränkt. Vielmehr beginnt oft das Programm morgens um 9:00 Uhr und endet nach Mitternacht. Das bietet den Einwohnern und selbstverständlich besonders auswärtigen Gästen die Möglichkeit sich viel anzusehen. Das gedruckte Programm ist vorher eine geeignete Planungshilfe und ein Wegweiser. Tatsächlich neigt jedes derartige Ereignis zu einer Aktion vor eindrucksvoller Kulisse zu geraten. Mit einer „Beachparty“ vor dem Besucherbergwerk Guido in Zabrze mag der Spieltrieb im Menschen befriedigt werden, mit einem seriösen Umgang hat das wenig zu tun. guido klDie Sachkunde um die einzelnen Denkmäler wächst in Oberschlesien nicht im gleichen Maße, wie entweder der Strukturwandel zu industriellen Brachen führt oder der Abriss voranschreitet.

Darum war es sehr gut, dass am Vortag der diesjährigen „Industriada“ eine Konferenz in der ehemaligen Zinkhütte Schoppinitz / Walcownia cynku Szopienice stattfand. Dort wurden rund 160 Gästen, unter Federführung des neuen Protektors dieser Anlage, unter wissenschaftlichen Kriterien die Aspekte des Schutzes von technischen Denkmälern vorgestellt. Als deutscher Gastredner konnte der Direktor des Oberschlesischen Landesmuseums verschiedene Gattungen von technischen Museumsobjekten vorstellen. Dies reicht von der Größe eines Eisenbahnwaggons über dessen Modell bis zum zeitgenössischen Verkaufskatalog oberschlesischer Hüttenprodukte. Angesprochen wurden von den polnischen Referenten auch die erheblichen Versäumnisse bei der Bestandsdokumentation in allen vier schlesischen Woiwodschaften sowie die schwache Position der Denkmalschutzbehörden. Beispiele auch aus Niederschlesien wie die jüngste Katastrophe des Abrisses der traditionsreichen Textilfabrik in Erdmannsdorf/ Myslakowice im Hirschberger Tal belegen, dass eine bestandsschonende Erhaltung des industriellen Erbes Schlesiens nicht mit Events an einzelnen Tagen gleichzusetzen ist. hoym1kl

Es mag dem Zeitgeist entsprechen und spricht für die Dynamik in Oberschlesien, dass es mit der „Industriada“ nun ein attraktives Veranstaltungsformat gibt, das historischen Stätten eine neue Nutzungsperspektive und eine Zugänglichkeit schafft. Daher sollte sich jeder Schlesienliebhaber schon jetzt auf den Juni 2015 zum Besuch und zur Teilhabe vorbereiten. Gleichwohl gehören Wissen um die vormalige Funktion und dazu geeignete Führungen auch zum Programm, das in dieser Hinsicht noch erweiterungsfähig ist. Doch Schritt und Schritt wird das gelingen. Die beeindruckende Vielfalt, die umfangreichen Informationsangebote 2014 sowie eine Einbeziehung theoretischer Schulung sind jedenfalls wegweisende Schritte in die richtige Richtung.

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