Am großen Dampflokfest in Königszelt am 13. und 14. September 2014 teilnehmen
Romantische Landschaften, ratternde Bahnen und natürlich fauchende Dampflokomotiven. Diese Trias eignet sich als Traumkulisse und wird in vielen Filmen im öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehen genutzt. Ziemlich nah, nämlich im niederschlesischen Königszelt / Jaworzyna Śląska bei Schweidnitz/Świdnica, kann dieses Erlebnis im diesem Herbst wieder selbst erfahren werden. Grund genug also, mit Bildern der 3. Dampflokgala 2013 zum neuen Ereignis anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Neubeginns an diesem historischen Bahnknotenpunkt einzuladen. In diesem Jahr wird es am Wochenende von Samstag, dem 13. bis Sonntag, dem 14. September, wieder ein abwechslungsreiches Programm geben.
Am Bahnhof in Königszelt werden die teilnehmenden Lokomotiven in einer Parade feierlich in Empfang genommen. In diesem Jahr könnten noch mehr Loks als 2013 kommen. Gesprochen wird von maximal acht Dampfloks, diesmal aus Polen und Tschechien. Nach den Fahrten am Bahnhof wird das Geschehen im Gelände des Museums für Industrie und die Eisenbahn in Schlesien fortgesetzt. Die Dampflokgala umfasst laufend Informationen zu den historischen Lokomotiven, spannende Fahrmanöver und Einblicke zu den vorbereitenden Arbeiten. Fahren, Bewässerung, Aufkohlen, Schmieren, Pflege und Rangieren – all das wird den Besuchern geboten.
Dazu gibt es Darbietungen in historischen Kostümen und schließlich am Abend die „Gala“ im Lokschuppen. Bei diesem Höhepunkt werden die Loks in eindrucksvoller Kulisse wie bei einer Modenschau dem Publikum präsentiert werden. In dieser Show werden die Auszeichnungen für die beste Instandhaltung und das Zurücklegen der längsten Route verliehen. Etwas Zeit sollte man auch mitbringen, um mit den Sonderzügen ins landschaftlich reizvolle Umfeld zu fahren. Die Strecken stehen noch nicht genau fest, doch soll wieder Schweidnitz und vielleicht auch Freiburg angefahren werden.
Im letzten Jahr war es ganz einfach von Westen nach Königszelt zu kommen. Da fuhren Dampfsonderzüge von Löbau über Görlitz und Waldenburg sowie von Berlin über Forst und Breslau. Schwieriger wird es in diesem Jahr, da dort keine betriebsbereiten Loks für diese relativ weite Reise zur Verfügung stehen. Zwar ist das alte Schienennetz für die Dampflokomotiven besser geeignet als ein neues Hochgeschwindigkeitsnetz, doch dafür mangelt es an der geeigneten Wasserversorgung, von der Bekohlung mal ganz abgesehen. Doch von Görlitz oder Breslau aus kommt man rasch nach Königszelt. Das geht mit dem Auto, der Bahn und via Breslau sogar mit dem Flugzeug .
Als deutscher Partner des Betreibers, des Museums für Industrie und die Eisenbahn in Schlesien, mit dabei ist auch das Oberschlesische Landesmuseum (OSLM) aus Ratingen. Schon 2013 waren die Ratinger Fachleute vor Ort und haben die technikgeschichtliche Arbeit mit der polnischsprachigen Luftfahrtausstellung unterstützt. Zudem wurde im Rahmen der Dampflokgala vor Hunderten von Gästen die institutionelle Kooperationsvereinbarung des OSLM mit den „Königszeltern“ überreicht.
Von Seiten des OSLM gibt es in diesem Jahr wieder reichlich Unterstützung des Projekts. Zudem sind weitere deutsche Partner angesprochen, Hilfe beim Marketing und ganz wichtig, bei der inhaltlichen Vermittlung in deutscher Sprache vor Ort zu leisten. Das Ereignis kann dann für deutschsprachige Besucher ein kurzweiliger, unterhaltsamer und spannender Zeitvertreib, zugleich auch eine vielschichtigen geschichtlichen Einführung sein. So werden Aspekte der Technik- und Industriegeschichte lebendig.
Die Einführung der Eisenbahn in Schlesien hängt eng mit der Geschichte des Standortes Königszelt zusammen. So wurde nach 1843 zum Anschluss der Städte Striegau und Schweidnitz an die Eisenbahnstrecke Breslau – Freiburg in Schlesien eine Querverbindung gebaut, die sich auf den Feldern des Dorfes Bunzelwitz mit der Hauptstrecke kreuzte. Es entstand ein Bahnhof, um den sich schnell eine Eisenbahnersiedlung bildete. Sie erhielt den Namen Königszelt, der an das Feldlager von Bunzelwitz erinnert. Dort hatte 1761 im Siebenjährigen Krieg der preußische König Friedrich II. sein Zelt errichtet. Rasch entwickelte sich Königszelt zu einem Eisenbahnknotenpunkt. 1853 wurde die Strecke von Freiburg bis Waldenburg weitergeführt, 1855 erfolgte die Verlängerung der Schweidnitzer Strecke bis Reichenbach im Eulengebirge und 1863 bis Neisse. Die Striegauer Strecke wurde 1856 über Jauer nach Liegnitz erweitert. Wegen der günstigen Eisenbahnverbindungen erfolgte 1863 der Bau der Porzellanfabrik Königszelt. Heute ist altes Königszelter Porzellan bei Sammlern begehrt. Die Marke Karolina ist heute nur eine der Unterglasurdrucke, denn das örtliche Porzellan wird international unter wechselnden Namen vermarket.
Noch immer mag mancher Leser denken: Was macht ein oberschlesisches Museum in Niederschlesien? Solche eine administrative Trennung entspricht nicht dem Geist der Zusammenarbeit, wie er bei den „Ratingern“ seit Jahrzehnten gepflegt wird. Es kommt auf gute Partner, gemeinsame Themen und gegenseitige Stärkung an. Inhaltlich liegt es auf der Hand, dass die Geschichte Oberschlesiens eng mit der Industrialisierung und mit der Eisenbahn verbunden ist. Ein erfahrener Bahnpartner ist darum hilfreich. Die erste Strecke erbaute die Oberschlesische Eisenbahngesellschaft von Breslau in Richtung Oberschlesien. Die zweite Strecke wurde 18. Jahrhundert nach Königszelt eröffnet. Später wurde die Anschlussstrecke durch die Oberschlesische Eisenbahngesellschaft nach Neisse fortgeführt. So hängt auch beim Streckennetz hängt alles irgendwie zusammen, um eben ein kommunikatives Netz zu geben. Schließlich ist der maßgebliche geistige Motor von Königszelt nunmehr auch Initiator des neuen Museums der Zinkindustrie in Kattowitz-Schoppenitz (Katowice-Szopenice). Über diese Neugründung wird hier noch separat zu berichten sein. Zu den unterschiedlichen Spezialisierungen des OSLM gehört viel „Technisches“. Weniger die erlebte als die generelle Ausrichtung der Bezugsregion ist mit der technologischen Entwicklung verknüpft. Grund genug also, solche eine Zusammenarbeit zu akzentuieren. Die heutigen Verwaltungsbezirke spielen dabei keine Rolle. Im europäischen Dialog mit seinen Partnern nimmt das OSLM seine Aufgaben im Dienste der Völkerverständigung ernst und fördert den lebendigen Austausch von Informationen und Meinungen. Die deutschsprachige Betreuung und der deutsche Beitrag zur Dampflokgala in Königszelt sind daher den deutschen Partnern besonders geeignet, eine breite Öffentlichkeit in neuer Form zu erreichen und zu informieren. Erwartet werden wie 2013 an beiden Tagen zusammen mindestens 12.000 Besucher. Das OSLM plant deutschsprachige Führungen, das deutschsprachige Marketing sowie die Erstellung spezieller Info-Tafeln. Die aktuelle OSLM-Sonderschau zur Mobilität in Ratingen bietet da genügend Anknüpfungspunkte zur Eisenbahngeschichte.
Bei der Dampflokgala gibt es für besondere Eisenbahnfans sogar die Möglichkeit, im Gelände in älteren Schlafwagen mit dem Schlafsack einen Unterschlupf zu finden. So kann man den über Nacht unter Dampf gehaltenen Maschinen und Maschinisten ganz nahe sein und von einigen Unbequemlichkeiten mal abgesehen, ein im wahrsten Sinne des Wortes besonderes Gefühl für diese Technik entwickeln. Gleiches gilt auch für das Miteinander der Nationen an diesen beiden Tagen, denn gelebte Verständigung ist das gemeinsame Fachsimpeln in allerlei Sprachen, ggf. mit Händen und Füßen. Außerdem mag Geselligkeit bei und an den Objekten der Begierde erst recht zu unvermuteten Erkenntnissen führen. Bei alledem gilt es ein Weiteres zu bedenken: „Vor 10 Jahren wurde nicht nur das Eisenbahnmuseum Königszelt privatisiert. Es trat auch Polen der Europäischen Union bei. Beides hat eine zufällige, doch signifikante Übereinstimmung. Denn das Miteinander ist noch wichtiger geworden. So kann das jeder hautnah erleben und ich wünsche mir, dass dem gelebten europäischen Dialog die Zukunft gehört“, so OSLM-Direktor Dr. Stephan Kaiser.
Die Ausflugslust nach Königszelt zu den Dampfloktagen wird sicherlich „angeheizt“ durch einige Impressionen vom letzten Jahr. Die sind auf dem YouTube-Kanal des OSLM zu sehen (https://www.youtube.com/user/oslmRatingen) bzw. dort verlinkt. Zum Programm siehe http://muzeumtechniki.pl