Die Wirkung des historischen Ortes kann von unschätzbarem Wert sein. Das erfuhr OSLM-Mitarbeiter Frank Mäuer bei seinem Besuch Ende Juni auf einem der blutigsten Schauplätze des Ersten Weltkriegs: bei Verdun. Für die Vorbereitung der Weltkriegsausstellung des OSLM im Jahr 2015 sind ihm die dort gewonnenen Eindrücke eine wichtige Ergänzung. „Hier erst verstand ich die Wirkung der durch den beispiellosen Artilleriebeschuss gezeichneten Landschaft.
Auch die irritierenden Leerstellen der vollständig zerstörten und nach dem Krieg aufgegeben Dörfer der Umgebung sind mir bewusst geworden“, so Frank Mäuer. Der beklemmenden Atmosphäre im Inneren des heftig umkämpften Forts Douaumont und der Monumentalität des „Ossuaire de Douaumont“, unter dessen 137 Meter langen Krypta die Gebeine („Ossuaire“ = „Beinhaus“) von etwa 130.000 unbekannten französischen und deutschen Soldaten liegen, kann sich niemand entziehen.
Und dann der unvermittelte Gegensatz: Geradezu idyllisch an den Hängen der Maas gelegen ist der Deutsche Soldatenfriedhof in Brieulles-sur-Meuse, knapp 30 km nordwestlich von Verdun. Im Schatten großer Bäume ruhen dort unter den über 11.000 Toten auch zahlreiche Soldaten des Oberschlesischen Infanterieregiments Nr. 22 „Keith“ aus Gleiwitz (heute Gliwice). Um sich wenigstens einigen der Gefallenen zu widmen, suchte Mäuer nach den Grabstellen der hier bestatteten 16 Gefallenen aus der 1. Kompanie des Regiments, die er im Vorfeld ermittelt hatte. Er fand etwa die Gräber des Musketiers Paul Tomczok und des eingezogenen Reservisten Karl Giersch, die vor 99 Jahren, im Juli 1915, bei den Stellungskämpfen um Verdun ihr Leben verloren. Kennt diese Namen noch jemand? Gibt es dazu noch Familienangehörige?
Am Ende blieb ein Name auf der Liste, für den sich die bezeichnete Grabstelle nicht finden ließ. „Ich wollte aber unbedingt auch den 16. Gefallenen finden“, erzählt Frank Mäuer. So sah er sich weiter um und stieß nach längerer Suche auf eine in den Boden eingelassene Grabplatte. Während die anderen Verstorbenen in Einzelgräbern mit Grabkreuz liegen, steht hier – nur noch schwach leserlich und von Blättern und Blüten verborgen – der verbliebene Name eingemeißelt:
Paul Fischöder – 28. März 1916.
Fotos: Frank Mäuer, Juni 2014