Oberschlesisches Landesmuseum

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Viel Zuspruch für Festliche Stunde am 9. November

Festliche Stunde VIPFestliche Stunde erinnerte an den 9. November 1989

Im Sommer 1989 öffneten sich die osteuropäischen Staatsgrenzen. Mit diesem unerwarteten Fall der Mauern und Zäune eröffneten sich im Dialog neue Begegnungsmöglichkeiten. Deutsche aus zwei politischen und gesellschaftlichen Systemen fanden neu zusammen. Doch auch die bis dahin vergessenen oder verwehrten Deutschen in Polen bekamen neue Möglichkeiten. In den 25 Jahren seit der friedlichen „Revolution“ sind vielfältige Dialoge entstanden. Dabei wurde das schwierige 20. Jahrhundert diskutiert und analysiert. Das alles ist für uns alle Geschichte oder auch noch gelebte Gegenwart.

Aus diesen vielen Gründen schuf die Stiftung Haus Oberschlesien am 9. November 2014 einen Anlass. Am Gedenktag der Maueröffnung lud die Kulturstiftung der Oberschlesier zu einer Festlichen Stunde ein. Damit zusammenhängend fand die Eröffnung der Ausstellungstrilogie „HeimatWEH – Zuhause in Europa“ vom Zentrum gegen Vertreibungen des Bundes der Vertriebenen statt.

Niemand hätte besser als Prof. Dr. Christoph Zöpel diese Veranstaltung einführen und moderieren können. Denn als Staatsminister im Auswärtigen Amt hat er um die Jahrtausendwende Deutschlands neue Stellung in Europa mitgestaltet. Der gebürtige Gleiwitzer wirkt im Vorstand der Stiftung Haus Oberschlesien mit. Diesem Gremium wird auch Ratingens neuer Bürgermeister, Klaus Konrad Pesch, ab kommendem Frühjahr angehören. Sein Grußwort war von persönlichen Erlebnissen in der Wendezeit bestimmt.

Peter Beyer, designiertes Mitglied des 2015 neuberufenen Stiftungsrates in Ratingen, sprach als Bundestagsmitglied und Außenpolitiker von der wechselnden Wirkung Deutschlands. Da zum Auswärtigen Ausschusses auch die deutsche Kulturpolitik im Ausland gehört, waren Beyers Ausführungen auch geeignet, die internationalen Möglichkeiten des Oberschlesischen Landesmuseums (OLSM) zu beleuchten.

Die NRW-Europaministerin Dr. Angelica Schwall-Düren, häufig im OSLM zu Gast, hob im Grußwort der Landesregierung hervor, welche Macht von Menschen ausgehen kann, wenn sie sich zusammentun. Den 9. November 1989 bezeichnete sie als zweite Chance für Deutschland und für Europa, aus der für uns heute sich wichtige Aufträge ableiten. Bereits die Solidarność-Bewegung und Gespräche am Runden Tisch in Warschau hätten die Wirkung der Menschen aufgezeigt. Das habe den Menschen in der DDR Mut gemacht. Im Dialog zwischen den west- und osteuropäischen Ländern sah die Ministerin die Voraussetzungen für den Mauerfall. Möglich wurden seitdem Städte- und Schulpartnerschaften. Viele Initiativen gingen von Vertriebenen aus. Die Maßnahmen und Aktivitäten der Landesregierung NRW sollen der Belebung des europäischen Verständnisses dienen. Am Beispiel des „Weimarer Dreiecks“ hob sie den Stellenwert innereuropäischer Kontakte hervor. Lobend hob die Ministerin das kontinuierliche Mitwirken des OSLM hervor. So geriet die Gedenkstunde auch zu einer kleinen Dankesstunde für dieses Museum. Natürlich ist es eine gute Gelegenheit, die Werte hochzuhalten, die 1989 durch das Wunder der Aussöhnung mit unseren Nachbarn in West und Ost geschaffen wurden. Den Festvortrag unter dem Titel „25 Jahre demokratischer Wandel in Deutschland und Europa. Über Grenzen hinweg zum europäischen Dialog“ hielt OSLM-Direktor Dr. Stephan Kaiser. Er bot einen Streifzug durch die wechselvolle Geschichte Europas, beginnend mit Flucht und Verfolgung von ethnischen Minderheiten nach dem Ersten Weltkrieg, über den Zweiten Weltkrieg mit seinen Folgen von Flucht und Vertreibung bis hin zum Mauerfall 1989. Gerade die Älteren wüssten um die Abgrenzungen, die das 20. Jahrhundert in weiten Abschnitten prägten. Für die Jüngeren sei die Reisefreiheit in Mitteleuropa eine Selbstverständlichkeit. Zwischen diesen unterschiedlichen Kenntnissen und Erfahrungen bewege sich Europa in seiner Mitte. Doch gehöre zu Europa mehr als nur die formelle Reisefreiheit. Die Zeiten und die Empfindungen jener Flüchtlinge, die einst nicht wussten, wo sie hin sollten, seien insbesondere seit 1989 in der Mitte zu überwinden gewesen. Nun brauche es den wachsamen Blick für Menschenrechte und Zuwendung durch neue Flüchtlinge und Vertriebene, um den Wertekanon in Balance zu halten. Wichtig sei weiterhin der Dialog mit jenen östlichen Nachbarländern, wo andere Erfahrungen die Erinnerung an die 1940er Jahre prägten. Die dem Bundesland NRW wichtige Partnerschaft mit der schlesischen Woiwodschaft in Polen brauche auch weiterhin stete Zuwendung und Belebung. Kaiser bezeichnete die 25 Jahre demokratischen Wandel als eine beglückende Zwischenbilanz für Deutschland und Europa. „Zugleich sind diese 25 Jahre die Basis, uns die überwundenen Grenzgeschichten zu erzählen und im gemeinsamen europäischen Weg zu bewähren. Neue Ziele sind manchmal gar nicht neu, sondern verhindern nur den Rückfall zu dem, was schmerzlich war und eben glücklich überwunden wurde“.  

Ausstellung kleinDie Redebeiträge boten den über 100 Gästen viel Gesprächsstoff beim anschließenden Umtrunk. Eigene Erinnerungen an den 9. November 1989 wurden wach. Die neue Ausstellung „Heimatweh. Zuhause in Europa“ kann bis 5.4.2015 die geschichtlichen Kenntnisse vertiefen helfen. In dieser Großfassung der bereits in Berlin und anderswo gezeigten BdV-Präsentation wird der Ruf von Menschen aus deutschen Regionen nach dem Osten, deren Flucht sowie Nachkriegsintegration behandelt. Doch die teils harsche Kritik auf die BdV-Bemühungen ist verklungen angesichts der dargestellten Fluchtbetrachtungen zwischen Karelien und Armenien, die heute im Irak oder Syrien schlimme Fortsetzung finden. Bewusst kommuniziert das OSLM den Ausstellungsbesuch als Beitrag zur historisch-politischen Bildung und nicht als deutsche Geschichtsstunde.

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