Oberschlesisches Landesmuseum

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Heimat.Front – Neue Sonderausstellung zum Ersten Weltkrieg eröffnet

1WK-GruppenbildAm vergangenen Sonntag (10. Mai) eröffnete das OSLM seine neue Sonderausstellung „Heimat.Front“ zum Ersten Weltkrieg. Schon am Vormittag war das OSLM bei strahlendem Sonnenschein Station der Ratingen Classic. Zum fünften Male hatte der Bergische Touring Club Ratingen e. V. im ADAC (BTC Ratingen) diese Ausfahrt für historische Fahrzeuge bis Baujahr 1985 organisiert. 60 historische Automobile, geliebte Gefährten und edle Karossen kamen zur Prüfstation beim Oberschlesischen Landesmuseum. Die Fahrer sollten den Durchmesser der Bergwerksseilscheiben schätzen. Einige taten dies sehr genau, sogar durch das nicht vorgesehene Besteigen.

Am frühen Nachmittag gab es die feierliche Ausstellungseröffnung. NRW-Justizminister Thomas Kutschaty und weitere Vertreter aus der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik sowie aus dem Kulturbereich waren der Einladung gefolgt und ließen sich vorab von OSLM-Direktor Dr. Stephan Kaiser und Ausstellungskurator Frank Mäuer durch die neue Sonderschau führen. Anschließend trug sich Justizminister Kutschaty in das Gästebuch der Stadt Ratingen ein, das von Ratingers Bürgermeister und SHOS-Vorstandsmiglied Klaus Konrad Pesch mitgebracht worden war.

Über 100 Gäste konnte Landtagsabgeordnete Marie-Luise Fasse begrüßte in ihrer Eigenschaft als neue Vorsitzende des Vorstandes der Stiftung Haus Oberschlesien willkommen heißen. Der neue Stiftungsrat war mit dem Vorsitzenden Ministerialrat Johannes Lierenfeld sowie seinem Stellvertreter, Prof. Dr. Stefan Brüggerhoff, dem Direktor des Deutschen Bergbaumuseums vertreten. Auch der Ratinger Bundestagsabgeordnete Peter Beyer, der NRW-Landesvorsitzende der Landsmannschaft der Oberschlesier Andreas Gundrum und Heinz Stronczyk waren als Stiftungsratsmiglieder gekommen. Mit dabei waren auch die Landtagsabgeordneten Elisabeth Müller-Witt, Dr. Wilhelm Droste und Dirk Wedel. Ihren Dank richtete Marie-Luise Fasse ausdrücklich an den Bund als Hauptförderer der Ausstellung und übermittelte die herzlichen Grüße von Ministerialrat Dr. Thomas Lindner von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der leider diesmal an der Eröffnung nicht teilnahm. Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg reihe sich nahtlos in das Gedenken an 70 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges ein, so Fasse: „Wir sehen darin einen Tag zum Neuanfang, eine Zäsur. Das Kriegsende brachte Befreiung, Freiheit für eine neue Zukunft, aber auch Unfreiheit für Kriegsgefangene, neue Gefahren und gravierende Zwänge mit Millionen deutscher Flüchtlinge und Vertriebene. Zur gesamtheitlichen Bewertung dieser Zeit vor 70 Jahren gehört auch die Einsicht, mit der wir hier heute eine neue Sonderausstellung eröffnen, dass nämlich die schrecklichen Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges in enger Verbindung mit dem Ersten Weltkrieg stehen.“

Bürgermeister Klaus Konrad Pesch führte in seinem Grußwort einige Beispiele aus der eigenen Stadt an, die im Ersten Weltkrieg von 1915 bis 1917 Garnisonsstadt war. Dass solche Bezüge auch in der neuen Sonderschau des OSLM aufgegriffen werden, mache diese Ausstellung auch für das Ratinger Publikum besonders sehenswert. Die sachliche wie eindrucksvolle Aufbereitung des Ersten Weltkrieges im OSLM sei besonders für junge Menschen wichtig. Der Bürgermeister versprach, gemeinsam mit seinem Kulturdezernenten Frank Mendack, der gleichfalls unter den Gästen weilte, die Ausstellung den Schulen in Ratingen zu empfehlen.  

Schützengraben1WKAls geschichtsinteressierter Mensch sei Michael Ruppert, Erster stellv. Landrat Kreis Mettmann, gerne der Einladung zur Ausstellungseröffnung gefolgt. Im letzten Jahr stand er in Sarajewo an jenem Ort, an dem 1914 die Ermordung des österreichischen Thronfolgers und seiner Frau stattfand. Der Attentäter werde auf dem nahegelegenen Friedhof als Märtyrer geehrt. Das zeige, dass in den Köpfen der Menschen noch viel bewegt werden müsse, damit am Ende die Vernunft siege und man seine Lehren aus der Geschichte ziehen könne.  Mehrere Museen im Kreis Mettmann hätten sich im letzten Jahr intensiv mit dem Ersten Weltkrieg befasst. Bemerkenswert sei ein bundesweites Projekt zur Erfassung von 8,5 Millionen Datensätzen zu den Gefallenen im Ersten Weltkrieg, das die Stadtarchivarin in Mettmann federführend betreut hat. „Es ist wichtig, dass es eine zentrale Ausstellung in diesem großen Format im Kreis Mettmann gibt und es ist richtig, dass sie erst jetzt, ein Jahr nach dem Jubiläumsjahr 2014, eröffnet wird, um die Erinnerung an die Geschehnisse des Großen Krieges auch über 2014 hinaus lebendig zu halten“, beendete Ruppert sein Grußwort und wünschte der Ausstellung viel Zuspruch und vor allem ganz viele Besucher.

NRW-Justizminister Thomas Kutschaty blickte in seinem Festbeitrag vor allem in der Eigenschaft als Vorsitzender des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf den Ersten Weltkrieg zurück, der kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges als private Organisation gegründet wurde. Erinnerung lebendig halten, das ist ein zentraler Aspekt der Kriegsgräberfürsorge. So bewahrt der Volksbund mit der Anlage und Erhaltung der Friedhöfe das Gedenken an die Kriegstoten. Die riesigen Gräberfelder erinnern die Lebenden an die Vergangenheit und konfrontieren sie mit den Folgen von Krieg und Gewalt. So seien die Geschehnisse um den Ersten Weltkrieg in den letzten Monaten wieder stärker ins Bewusstsein gerückt. Der Minister skizzierte die wichtigsten Phasen des Ersten Weltkriegs mit vielen schlesischen Bezügen. Am Ende waren 17 Millionen Tote zu beklagen, war das Deutsche Reich untergegangen und die Republik Polen entstanden. Versöhnung über den Gräbern, darin liege die Aufgabe der Kriegsgräberfürsorge. Dies sei eine Arbeit für den Frieden, die jeden Tag neu erarbeitet werden müsse. Die Gräber seien ein Zeichen für das Leid, das auch noch für die nachfolgenden Generationen sichtbar sei. Nur wenn ehrliche Erinnerung möglich sei, zitierte Kutschaty die Worte des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, gebe es eine gemeinsame Zukunft für Deutschland und Polen. Solche ehrliche Erinnerung leistet das OSLM mit seiner neuen Ausstellung.

1WK GästeProfessor Heinrich Theodor Grütter, Direktor des Ruhr Museums auf Zollverein in Essen, blickte in seiner Festansprache über das „Erinnern und Ausstellen. Der Erste Weltkrieg in musealen Präsentationen“ auf eigene Ausstellungserfahrungen zurück, zeigte doch das Ruhr Museum erst im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Landschaftsverband Rheinland auf der Kokerei Zollverein in der großen Sonderausstellung „1914 – Mitten in Europa“, wie die Rhein-Ruhr-Region zur Waffenschmiede der Nation wurde und wie die Bevölkerung dort den Krieg erlebt und erlitt. Die beeindruckende Zahl von Projekten und Publikationen zum 100-jährigen Gedenken an den Ersten Weltkrieg zeige das große Interesse der Menschen an der Geschichte, an den Ursprung der Konflikte der Gegenwart, nachdem zuvor die Verarbeitung des Zweiten Weltkrieges und dessen Folgen, der Kalte Krieg und Mauerfall im Fokus der Erinnerungskultur gestanden hätten. Die neue Sonderausstellung „Heimat.Front“ biete nach den vergangenen Schauen viele neue Aspekte und rücke die Ostfront in den Mittelpunkt. Damit sei eine Bildrichtung eingenommen, die leider in Essen ausgeblendet gewesen sei. Umso besser also, dies nun hier in Ratingen nachholen zu können. Auch in den folgenden Jahren gebe es mit der Schlacht von Verdun, dem Kriegsende, der Novemberrevolution, dem Ruhrkampf und der Teilung Schlesiens Ereignisse, die das Erinnern an den Ersten Weltkrieg fortzusetzen lohne. 70 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs schließen so das Gedenken an den Ersten Weltkrieg mit ein. Vom Zweiten Dreißigjährigen Krieg zu sprechen, sei keine unzulässige oder unverhältnismäßige Begrifflichkeit, weil beide Weltkriege inhaltlich und in ihrer zeitlichen Folge miteinander in Beziehung stünden. Die Schrecken, die im Ersten Weltkrieg stattfanden, gelte es in der Erinnerung zu halten, auf das sie sich zukünftig so nicht wiederholen.

Abschließend warb OSLM-Direktor Dr. Stephan Kaiser für die neue Sonderausstellung. „45 gefüllte Vitrinen, 150 Rahmen und insgesamt rund 800 Exponate – das sind unsere statistischen Daten von einer wiederum zentralen Leistung des Museums, das mit dieser großen Schau den Alltag zwischen Modernität und Tradition am Beginn des 20 Jahrhunderts wie auch Krieg und Entbehrungen der gesamten Gesellschaft anschaulich macht“, fasste Kaiser das Vorhaben zusammen. Die Schau sei so konzipiert, dass sie mit unterschiedlichem Vorwissen verstanden werden könne. Bewusst habe man 2015 für den Start der Schau gewählt. So trage man zur Vergegenwärtigung dieses Krieges über dessen Beginn hinaus bei. Erst im Jahr 1915 traten die Dimensionen eines allumfassenden Krieges mit weltweiter Verwicklung voll zu Tage. Dr. Kaiser dankte Ausstellungskurator Frank Mäuer, OSLM-Mitarbeiterin Melanie Mehring und Haustechniker Marek Rutkowski für ihre besondere Leistung und ihr Engagement. Die Gäste folgten gerne der Einladung im Museumsgebäude erste eigene Eindrücke zu erhalten. Bei einem Erfrischungsgetränk und inspiriert durch die eindrucksvolle Inszenierung kamen viele miteinander ins Gespräch. So endete ein ereignisreicher Tag im OSLM. Um die Gäste zu Wiederkommen anzuregen, hatte der Museumsdirektor schon zuvor auf den Audioguide hingewiesen, der viele eingesprochene Texte beinhaltet und wofür Zeit ein notwendiger Begleiter sein müsse.    

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