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BdV-Präsident Dr. Fabritius besucht das OSLM am Tag der Heimat

 DCS0213„Ein beeindruckendes Zeugnis von Kulturverständnis, Geschichtsbewusstsein und europäischer Brückenschläge. Dazu kann ich nur gratulieren“. Diese Worte schrieb der neue Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV), Dr. Bernd ‎Fabritius‬ MdB, bei seinem Besuch im Oberschlesischen Landesmuseum in das Gästebuch. Anlass war der „Tag der Heimat 2015“, den die CDU-Landtagsfraktion NRW in diesem Jahr in der Stiftung Haus Oberschlesien veranstaltete. Vor der Festveranstaltung führte OSLM-Direktor Dr. Stephan Kaiser den Gast durch Dauer- und Wechselausstellung des Hauses. Dabei begleiteten ihn die SHOS-Vorstandsvorsitzende Marie-Luise Fasse MdL, Vorstandsmitglied Paul Schläger, StiftungsratsvorsitzenderMinRat Johannes Lierenfeld sowie der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Oberschlesier Klaus Plaszczek.

Anschließend gab es im Haus Oberschlesien die Feierstunde der CDU mit Vorträgen, Diskussionsrunde und Empfang. Die Neugier, den neuen BDV-Präsidenten erstmals öffentlich in NRW zu erleben, sorgte für ein volles Haus. In den Reden und auch in der nachfolgenden Diskussionsrunde wurde auch auf die aktuelle ‎Flüchtlingsproblematik‬ Bezug genommen. So betonte der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion in NRW Armin ‎Laschet‬ in seiner Begrüßung, wie wichtig es sei, an die Vertreibung zu erinnern. Denn damit sei die Erkenntnis verbunden, dass so etwas in der Zukunft nie wieder stattfindet. „Empathie für die Opfer und daraus für die Gegenwart lernen – wenn das heute gelingt, dann war das ein gelungener Abend“. Mit diesem Gedankenanstoß schloss der Landespolitiker sein Grußwort. ‬‬

Daran anknüpfend, dankte BdV-Präsident Fabritius zunächst Dr. Kaiser für dessen Gespür, über die Geschichte der Oberschlesier hinaus den historischen Blick auf die Vertreibung nicht zu scheuen. Nordrhein-Westfalen habe nach 1945 die meisten Vertriebenen aufgenommen. Diese Menschen gehörten somit zur Geschichte dieses Landes. Die aktuelle Situation und konkret das Flüchtlingsdrama in Österreich, bei dem 71 Menschen in einem Lastwagen qualvoll erstickten, bezeichnete er als „Katastrophe humanitären Ausmaßes in unserer Mitte“, die man bekämpfen müsse, wie die Ursachen von Vertreibung überhaupt. Es sei eine Schande für die Staaten, die so tun, als ginge sie das gar nichts an. Der BDV beziehe dazu eindeutig Stellung, in dem er Vertreibungen als Unrecht gestern wie heute verurteile. Damals seien deutsche Heimatvertriebene als fremd und belastend angesehen worden, obwohl sie aus demselben Kulturkreis kamen. Heute sei die Situation noch viel schwieriger, weil die Flüchtlinge aus anderen Kulturkreisen kommen. Länder und Kommunen würden angesichts der hohen Flüchtlingszahlen vor besonderen Herausforderungen stehen. Doch sei die Aufnahme dieser Menschen in einem reichen Land wie Deutschland möglich. Ernst nehmen müsse man die stetig zunehmende Angst, dass die Politik als Getriebene reagiere und die Sorgen der eigenen Bevölkerung nicht mehr wahrnehme. Hinzu komme die Sorge der deutschen Bevölkerung, vor dem, was die Flüchtlinge an „unsichtbarem Gepäck“ mitbrächten. Wichtig seien eine klare Differenzierung zwischen den Opfern und der „Schutz unseres Wertekanons, der nicht zur Disposition gestellt werden darf“, erläuterte Fabritius die Position des BdV. Dieser stehe den Opfern von Flucht und Vertreibung mit seinem Netz aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern zur Seite. Abschließend ging Fabritius nochmals auf die Bedeutung des Tages der Heimat als Tag des Mahnens, Erinnerns und Gedenkens ein und hob diesen Gedenktag als „wichtigen Ankerpunkt des BdV und seiner Einrichtungen“ hervor, der auch das aktuelle Zeitgeschehen berücksichtige und daraus notwendige Forderungen für Zukunft ableite.

In der von Dr. Kaiser moderierten Diskussionsrunde schilderten die Gesprächsteilnehmer eindrucksvoll ihre Erfahrungen von Heimat, Heimatverlust, Heimatgewinn, Chancen und Schwierigkeiten in Deutschland. DüzenTekkal, Journalistin jesidischer Herkunft, in Deutschland geboren und aufgewachsen, wurde über Nacht zur Kriegsberichterstatterin für die Jesiden, als der IS-Terror im Irak hereinbrach. Religiöse Unterschiede seien oft die Ursache für Kriege. Deshalb müsse man besonders die Gemeinsamkeiten der Kulturen betonen.

Auch Serap Güler, Integrationspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, gehört zur Generation der bereits in Deutschland Geborenen mit Migrationshintergrund. Ihr Vater kam als „Gastarbeiter“  aus der Schwarzmeerregion ins Ruhrgebiet, das Güler als ihre Heimat bezeichnet. Dankbar sei sie für die Erfahrung, dass sie als Muslima an einer Fronleichnamsprozession teilnehmen durfte. Darin zeige sich die Willkommenskultur in Deutschland, die ebenso wichtig sei wie die Anerkennungskultur.„Chancen hat jeder in Deutschland“, so Güler, deren Leben in der Türkei anders verlaufen wäre.

Monika Dahlhoff, Zeitzeugin von Flucht und Vertreibung, hat in ihrem Buch „Eine Handvoll Leben. Meine Kindheit im GULAG“ beschrieben, wie sie als Vierjährige von russischen Soldaten ihrer Familie entrissen und zusammen mit anderen Kindern in einen GULAG verschleppt wurde. Nach vielen Jahren wurde sie befreit. Der Schmerz sitzt heute noch so tief, dass es ihr in der Runde schwer fiel, darüber zu sprechen. Die Erinnerung an die Liebe ihrer Mutter half ihr dabei, alles auszuhalten. Hilfe sei nicht selbstverständlich und ein Stück Brot könne etwas Wunderbares sein – fasste sie ihre Erfahrungen zusammen.

Alexander Kühl, NRW-Landesvorsitzender der Deutschen aus Russland, kam 1987 mit der großen Welle der Spätaussiedler nach Deutschland. Hier fühle er sich sehr wohl. Er selbst habe keinen Vertreibungshintergrund. Sein Vater habe immer betont: „Unsere Heimat ist hier. Unser Vaterland ist in Deutschland.In Erinnerung behalte er Familienzusammenhalt, Freundschaft und Dialog mit den Menschen in Russland.

Lebensgeschichten und Migrationshintergrund machten die Gesprächsteilnehmer – so Kaiser – zu besonderen Botschaftern für das Deutschland heute. Ihre Erinnerungen seien wichtig für das Verständnis von Heimat mit Blick auf die Zukunft. In der Vergangenheit hätten die Oberschlesier ähnliche Erfahrungen gemacht.

In seinem Schlusswort, hob der Beauftrage der CDU-Landtagsfraktion für ‎Heimatvertriebene‬ und ‎Spätaussiedler‬ Werner Jostmeier die werteorientierte Veranwortung des Westens gegenüber den Flüchtlingen sowie die Bedeutung des 1. September als ‎Erinnerungstag‬ für die deutschen Vertriebenen hervor.

An der Feierstunde nahmen außerdem teil Staatssekretär Thorsten Klute (SPD), der bereits im letzten Jahr das OSLM besuchte, Ratingens Bürgermeister Klaus Konrad Pesch sowie dessen Stellvertreter Wolfgang Diedrich (CDU), der CDU-Landtagsabgeordnete Wilhelm Droste) und die Ratinger CDU-Chefin Melanie Meyer. Elane Bär und Rada Pagodaewa sorgten für die musikalische Untermalung.‬‬

Mit einem Stehempfang, bei dem die Beiträge reichlich Gesprächsstoff boten, klang der Tag der Heimat allmählich aus.

Weitere Fotos finden Sie auf der Facebook-Seite des OSLM.

Die Videomitschnitte der Redebeiträge finden Sie bei YouTube.

Den Bericht in der Rheinischen Post zum Tag der Heimat finden Sie hier.

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