Eines der Highlights unserer kommenden Ausstellung „Schaukelpferd und Zinnsoldaten. Kindheit und Jugend in Schlesien“ ist sicherlich das große Puppenhaus aus Königshütte. Puppenhäuser oder auch Puppenstuben, wie sie früher genannt wurden, sind Miniaturdarstellungen von Häusern.
Schon in der Antike gab es verkleinerte Darstellungen von Häusern, die entweder aus Ton, Bronze, Zinn oder Silber hergestellt wurden und verstorbenen Kindern mit ins Grab gegeben wurden. Das älteste Puppenhaus, so wie wir uns heute auch ein Puppenhaus vorstellen, stammt aus dem Jahr 1558. Der Herzog von Bayern Albrecht V. schenkte seiner Tochter ein Puppenhaus. Dieses Puppenhaus war allerdings nicht zum Spielen gedacht, sondern war ein Kunstwerk. Das Puppenhaus als Spielzeug wurde zwischen dem 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Europa immer beliebter. Dabei war das Puppenhaus nicht nur ein Spielzeug, sondern verfolgte auch pädagogische Ziele. In den gut ausgestatteten Puppenküchen, Wohnzimmern oder auch Kinderzimmern sollen die kleinen Puppenmütter mit ihrer zukünftigen Rolle als Hausfrau und Mutter vertraut gemacht werden.
Auch wenn schon einige Handwerker im 19. Jahrhundert u. a. in Deutschland, England oder Frankreich solche Puppenhäuser herstellten, so waren sie nur für die wenigsten Kinder bzw. Familien erschwinglich. Für ein Puppenhaus war die Zusammenarbeit von verschiedenen Handwerkern notwendig und dementsprechend war das Puppenhaus auch teuer. Tischler fertigten die kleinen Möbel an, Schneiderinnen die Kleider, Gefäße aus Zinn wurden von Glockengießern hergestellt, Tassen sowie Schalen aus Ton von Töpfern und das Porzellanservice wurde in Porzellanfabriken gefertigt. Weniger reiche Familie konnten sich ein Puppenhaus nur leisten, wenn ein Elternteil handwerklich talentiert war und sie die Zeit hatten in mühsamer Arbeit ein Puppenhaus zusammenzustellen. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts fing die Massenproduktion von Puppenmöbeln und –häusern an, sodass Kinder und Familien aus unterschiedlichen, gesellschaftlichen Schichten sich solche Spielzeuge leisten konnten.
Das hier gezeigte Puppenhaus entstand Anfang des 20. Jahrhunderts und wurde uns von dem Schlesischen Museum Kattowitz zur Verfügung gestellt. Es gehörte einer evangelischen Familie in Königshütte. Das Besondere an dem Puppenhaus aus Holz ist, dass sich eine Seite öffnen lässt, sodass zwei Zimmer zum Vorschein kommen.
Foto: Schlesisches Museum Kattowitz
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