Spuren jüdischen Lebens an der Oder: Ausstellungseröffnung im Oberschlesischen Landesmuseum erinnert einen Begegnungsraum verschiedener Kulturen

Der Stein ist ein Grabstein und er gehörte zu einem
jüdischen Friedhof, der in jüngerer Zeit einem Hotelkomplex weichen musste. Angler haben den Stein in der Oder gefunden. Die Geschichte dieses Grabsteins ist beispielhaft für die Geschichte jüdischen Lebens an der Oder. Hier kreuzten sich die deutsch-jüdische und polnisch-jüdische Kultur, die durch den Nationalsozialismus ein gewaltsames Ende nahm. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden weite Abschnitte der Oder zur deutsch-polnischen Grenze und die deutsche Bevölkerung aus den Regionen östlich des Flusses vertrieben. Polen fanden dort eine neue Heimat und für kurze Zeit schien es, dass in Niederschlesien und Pommern jüdisches Leben heimisch werden könnte, siedelten sich doch mehrere Zehntausend polnisch-jüdische Überlebende des Holocaust dort an. Die meisten wanderten bis Ende der 1960er Jahre wieder aus. Die jahrhundertelange Anwesenheit von Juden an der Oder geriet in Vergessenheit, ihre Spuren wurden oft zerstört, wie die des jüdischen Friedhofs. Heute leben schätzungsweise wenige Tausend Juden in Polen. Insbesondere nach 1989 sind in Stettin, Sohrau, Liegnitz und Breslau neue Zentren jüdischen Lebens entstanden, weiß Magdalena Gebala in ihrem einführenden Vortrag zu berichten. In der anschließenden Führung durch die Ausstellung stellte die Kuratorin dem interessierten Publikum in geschichtlichen Längsschnitten Beispiele jüdischen Lebens an der Oder vor.


Weitere Fotos von der Eröffnung am 15.12. gibt es auf unserer Facebook-Seite.