Reisebericht von Leonhard Wons
Nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung, könnte man sagen, denn die Zeit dazwischen wird von einer intensiven Ab- und Aufbauarbeit bestimmt. Nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie wurde die Rückführung der Leihgaben der Ausstellung „Schaukelpferd und Zinnsoldaten. Kindheit und Jugend in Schlesien“ zu einer besonderen Herausforderung und konnte erst mit einer einmonatigen Verspätung erfolgen.
Die Tour führte das „Team OSLM” erneut zu wohlvertrauten Stationen: dem Schlesischen Museum zu Görlitz, dem Schlesischen Museum in Kattowitz (Muzeum Śląskie w Katowicach), dem Historischen Museum in Kattowitz (Muzeum Historii Katowic), Frau Izabella Wójcik-Kühnel, Herrn Wojciech Mszyca und der Traditionsstube in Knurow (Izba Tradycji KWK „Knurów”). Sie alle unterstützen unser Museum schon seit Jahren mit wertvollen Leihgaben. Ein Blick auf die Leihgeberliste der letzten Sonderausstellung verrät, wie viele Partner maßgeblich zum Erfolg eines solchen Projektes beitragen (https://youtu.be/fUDMu9eBHYs). Ihnen allen gilt unser herzliches Dankeschön.
Das große Finale der diesjährigen Fahrt stellte der Besuch der Traditionsstube in Knurow dar. Auf die OSLM-Mitarbeiter wartete diesmal ein besonderes Geschenk. Anlässlich der bereits zehnjährigen Zusammenarbeit überreichte ihnen der Kustos, Herr Bogusław Szyguła, eine Kopie des Mosaikbildes der heiligen Barbara, welches 1908 im Huthaus der Grube Knurow eingeweiht wurde. Das Treffen diente nicht nur dem Informationsaustausch, es bot auch die Gelegenheit zu einer Führung durch die Räumlichkeiten.
Mit großer Sachkenntnis und einer gehörigen Prise oberschlesischen Humors nahm der Kustos seine Gäste auf eine Zeitreise mit, die viel Sehenswertes bot, nicht nur aus der Arbeitswelt der Bergmänner, sondern auch aus ihrem Alltagsleben und ihren Traditionen.
Beim Anblick eines weißen Büffee und all den Schollki, Synftzioki, Nudelkulle, Krausy und Bicksy, wurde manch Kindheitserinnerung wach. Wer erinnert sich nicht an die Hitze, die einem ins Gesicht schlug, wenn man die Wohnstube von Oma und Opa betrat? Solche Wärme gab es früher natürlich nicht auf Knopfdruck. Aber wie man in einem Żeloźniok Feuer machte, lernte früher jede Frelka und jeder Bajtel, also jedes Kind. Man brauchte dazu eine Schachtel Streihötzle, Zajtong, Schtschypki und Wongiel, der in einer Kohlkastla aus dem Keller erst mühsam heraufgeschleppt werden musste. Solche und viele andere urige Klamory und Wihajstry sind auf jeden Fall eine Reise wert.
Die Knurower Traditionsstube konnte mehrfach die Ausstellungen des OSLM mit interessanten Exponaten bereichern. Einige Dauerleihgaben und ganz besonders die imposanten Seilscheiben vor dem Museumsgebäude schlagen eine beständige Brücke zu dieser „auf Steinkohle erbauten Stadt“. Dank der Vermittlung von Kustos Szyguła konnte sich das OSLM mit Wanderausstellungen in Knurow und Umgebung mehrfach präsentieren.
So möchte man Goethe antworten, wir wollen auch in Zukunft gemeinsam all die großen und kleinen Kulturschätze mit Verstand und Redlichkeit ans Licht bringen: zum Greifen nahe, inmitten Europas.
Glück auf!
Wie heißt er auf Oberschlesisch:
Büffee/Bifyj – Küchenschrank – kredens (poln.)
Schollka/szolka – Tasse – filiżanka (poln.)
Synftziok/symfciok – Senfglas – słoik po musztardzie (poln.)
Nudelkulle/nudelkula – Nudelholz – wałek do ciasta (poln.)
Krausa/krauza – Einmachglas – słoik na przetwory (poln.)
Bicksa/biksa – Büchse, Dose – puszka (poln.)
Żeloźniok – kleiner runder Eisenofen – okrągły żelazny piecyk (poln.)
Streihötzle/sztrajchycle – Streichhölzer – zapałki (poln.)
Zajtong/cajtong – Zeitung – gazeta (poln.)
Schtschypki/szczypki – Holzscheite – szczapki (poln.)
Wongiel – Kohle – węgiel (poln.)
Kohlkastla/koulkastla – Kohlenkasten – węglarka (poln.)
Klamory – alte Klamotten – stare graty (poln.)
Wihajstry – Geräte, deren Namen man nicht kennt oder vergessen hat – bliżej nieznane przyrządy i narzędzia (poln.)