2024 jährt sich das Attentat vom 20. Juli 1944 zum achtzigsten Mal. An der Widerstandsgruppe rund um Helmuth James Graf von Moltke und seiner Frau Freya sowie Peter Graf Yorck von Wartenburg, die als „Kreisauer Kreis“ ihren Platz in der Geschichte fand, waren auch Personen mit oberschlesischen und nordrhein-westfälischen Bezügen beteiligt. Dazu gehören der ehemalige Oberpräsident von Oberschlesien Hans Lukaschek, der frühere Landrat von Oppeln Michael Graf Matuschka und das ehemalige Mitglied der „Gemischten Kommission für Oberschlesien“ Paulus van Husen. Während Lukaschek und van Husen der Ermordung durch das NS-Regime nur durch das nahe Kriegsende entgingen, wurde Michael Graf Matuschka im September 1944 hingerichtet. Ihnen widmet das Oberschlesische Landesmuseum ab Juli 2024 eine Sonderausstellung.
Ausstellungsdauer: 20.07.2024 – 03.10.2024
Kuratiert von Dr. Marius Hirschfeld
Gefördert durch:
Begleitprogramm:
Alle Veranstaltungen des Begleitprogramms sind kostenfrei.
Samstag, 20. Juli 2024, 15 Uhr
Ausstellungseröffnung und Podiumsgespräch mit Dr. Manfred Lütz und Dr. Guido Hitze.
Donnerstag, 19. September 2024, 18:30 Uhr
Litterae Silesiae: Dr. Manfred Lütz stellt „Als der Wagen nicht kam“ vor.
Samstag, 28. September 2024, 11–18 Uhr
Graphic Novel-Workshop mit Niels Schröder. Nur nach vorheriger Anmeldung bis spätestens 24.09. unter vermittlung@oslm.de. Der Workshop richtet sich an Personen ab 16 Jahren.
Donnerstag, 3. Oktober 2024, 15 Uhr
Finissage-Führung mit Dr. Marius Hirschfeld.
Hans Lukaschek entwarf 1942 im Kreisauer Kreis eine föderale Struktur für ein Deutschland nach der Niederlage und formulierte Ideen für dessen künftige europäische Integration. Zudem war er dort für Kultur- und Schulpolitik sowie den Minderheitenschutz zuständig. Nach dem Krieg war er Bundesminister für Vertriebenenangelegenheiten im Kabinett Adenauer I und schließlich Vizepräsident des Deutschen Caritasverbandes. Paulus van Husens Hauptbeiträge zu den Kreisauer Planungen umfassten Fragen der Rechtsstaatlichkeit in einem künftigen Deutschland. Nach der Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen wurde er zunächst erster Präsident des Oberverwaltungsgerichts für das Land NRW und später erster Präsident des Verfassungsgerichtshofs für das Land NRW. Michael Graf Matuschka war in der Weimarer Republik politisch in der Zentrumspartei aktiv und saß unter anderem im preußischen Landtag. Nach der Machteroberung der Nationalsozialisten war er trotz seiner Weigerung, der NSDAP beizutreten, weiter als Verwaltungsbeamter aktiv. Als sich die Ereignisse rund um den 20. Juli 1944 zuspitzten, geriet er gleichsam zu einer tragischen Figur. Sein enger Freund Fritz-Dietlof von der Schulenburg war im Kreisauer Kreis durch seine umfangreiche Verwaltungs- und Militärerfahrung vor allem mit der Personalplanung eines künftigen Deutschlands befasst. Hierin war Matuschka für das Amt des Breslauer Regierungspräsidenten vorgesehen. Aufgrund dieser Planung sowie seiner Freundschaft zu Schulenburg, Lukaschek und van Husen wurde Michael Graf Matuschka in der Folge des Attentats vom 20. Juli verhaftet und am 14. September 1944 am „Volksgerichtshof“ zum Tode verurteilt und noch am selben Tag in Berlin-Plötzensee hingerichtet.