Heinrich J. Jarczyk, geboren am 18. Januar 1925 in Neisse (Oberschlesien), ist eine der vielseitigsten Persönlichkeiten seiner Generation. Als Naturwissenschaftler, Zeichner und Maler verbindet er wissenschaftliche Präzision mit künstlerischer Ausdruckskraft. Im kommenden Januar feiert er seinen 100. Geburtstag – ein Anlass, um sein beeindruckendes Lebenswerk im Oberschlesischen Landesmuseum zu würdigen.
Jarczyk wuchs als viertes Kind in einem von Literatur, Musik und Kunst geprägten Elternhaus auf. Sein Vater Isidor Paul war Studienrat und Lehrer am humanistischen Gymnasium „Carolinum“ in Neisse, die Mutter Hedwig bestärkte das künstlerische Interesse des jungen Heinrich und brachte ihm die Werke von Künstlern wie Adolph von Menzel, Walter Leistikow und Max Liebermann nahe. Nach dem Abitur am „Carolinum“ 1943 wurde Jarczyk unmittelbar zum Kriegsdienst eingezogen und in Nordfrankreich eingesetzt. Schon damals hielt er seine Eindrücke von Landschaften, Dörfern, Kirchen oder anderen Soldaten in seinem Skizzenblock fest, der ihn zeitlebens begleiten sollte. Zweimal wurde er als Soldat verwundet. Beim zweiten Mal erlitt er im März 1945 eine schwere Kopfverletzung und geriet kurz darauf in Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung im Jahr 1947 schrieb sich Jarczyk an der Ludwig-Maximilians-Universität München für ein Studium der Naturwissenschaften und Kunstgeschichte ein. Um das Geld für die ersten Semestergebühren aufzubringen, verkaufte er eine von ihm angefertigte Zeichnung der Münchner Theatinerkirche. Studienbegleitend arbeitete er als Pressefotograf. Er promovierte 1952 zum Dr. rer. nat. Seine wissenschaftliche Karriere führte ihn zu führenden Forschungseinrichtungen wie dem Max-Planck-Institut für Biochemie und der Bayer AG. Mit zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen leistete er wertvolle Beiträge zur Biochemie. Längere Forschungsaufenthalte brachten ihn nach Südamerika und Ägypten. Seit der Pensionierung 1987 wandte sich Jarczyk ausschließlich der Kunst zu.
Seine Werke – insbesondere Zeichnungen, Radierungen, Aquarelle und Ölgemälde – wurden international in über 50 Einzelausstellungen gezeigt, unter anderem in Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Südkorea und den USA. Sein Gemälde zum Fall der Berliner Mauer wurde in die Sonderausstellung zum Kreisauer Kreis des Hauses Schlesien integriert. Mit seiner doppelten Karriere als Wissenschaftler und Künstler hat Jarczyk ein Lebenswerk geschaffen, das außergewöhnlich ist. Seine Kunst, geprägt von seiner biografischen und intellektuellen Vielschichtigkeit, berührt und inspiriert Menschen weit über nationale Grenzen hinaus. Heinrich J. Jarczyk lebt heute in Bergisch Gladbach.
Sonntag, 26. Januar 2025, 15 Uhr, Eintritt frei
Neujahrsempfang und Eröffnung der Ausstellung
„Ich habe so viel Schönes gesehen!“ – Dem Maler und Zeichner Heinrich J. Jarczyk zum 100. Geburtstag
Ausstellungsdauer: 26. Januar 2025 – 2. März 2025
Der Neujahrsempfang ist gleichzeitig die Eröffnung einer Werkschau zum 100. Geburtstag von Heinrich J. Jarczyk. Die Sonderausstellung bietet einen kleinen, aber feinen Einblick in sein künstlerisches Schaffen. Den Nachmittag wird die Harfenistin Konstanze Jarczyk, Tochter des Künstlers, mit ihrer Musik bereichern und für einen besonderen musikalischen Höhepunkt sorgen. Darüber hinaus haben Sie die Möglichkeit, mehr über die Pläne des Oberschlesischen Landesmuseums für das Jahr 2025 zu erfahren.