Wochenendtagung: „Alles Polen oder was?!“
„Alles Polen oder was?! Oberschlesische (Spät-)Aussiedler zwischen regionaler Identität und Migrationsgesellschaft“. Eine Tagung im HAUS SCHLESIEN und im Oberschlesischen Landesmuseum (16.–17.11.2024).
Sind Oberschlesier Deutsche oder Polen? Wenn sie Deutsche sind, warum haben sie dann einen polnischen Akzent? Und wenn sie einen polnischen Akzent haben, wie können sie dann Deutsche sein? Und wenn sie Deutsche sind, warum haben viele von ihnen polnisch klingende Namen? Und wenn sie Polen sind, warum benutzen sie so viele deutsche Wörter, wenn sie Polnisch sprechen? Und warum sagen manche, dass sie weder Polen noch Deutsche sind? Kommen Ihnen diese Fragen bekannt vor? Vielleicht liegt es daran, dass Sie selbst irgendwann aus Oberschlesien in die Bundesrepublik übergesiedelt sind und oft mit Menschen gesprochen haben, die sich zwar für Ihre Herkunft interessierten, aber die Komplexität der oberschlesischen Identität bei weitem nicht nachvollziehen konnten. Irgendwie nicht ganz fremd, aber auch nicht ganz deutsch? Mit einem offiziellen Status versehen (Aussiedler), auf zwei Stühlen sitzend, mit dem Gefühl, sich für eine (nationale) Seite entscheiden zu müssen… Kommt Ihnen das auch bekannt vor? Dann sollten Sie im November an unserem Seminar teilnehmen.
Die Tagung richtet sich an (oberschlesische) Aussiedler, Spätaussiedler und deren Nachkommen sowie alle an Oberschlesien Interessierten. Im Rahmen von Vorträgen und Führungen nähern sich die Referenten – Wissenschaftler, Autoren und Kulturschaffenden – aus unterschiedlichen, zum Teil persönlichen Blickwinkeln der Kultur und Geschichte Oberschlesiens sowie Begriffen wie Identität, Integration und Anpassung. Die Teilnehmenden erhalten die Möglichkeit, sich über ihre persönlichen Erfahrungen auszutauschen und vertiefende Informationen zu erlangen.
Die Teilnahmegebühr beträgt 120 Euro pro Teilnehmer, 110 Euro für Mitglieder des Vereins HAUS SCHLESIEN, inkl. 1 Übernachtung im HAUS SCHLESIEN mit Frühstück, 2 Mahlzeiten, Kaffeepausen und Programm (ohne Übernachtung und Frühstück 75 Euro pro Teilnehmer, 65 Euro für Mitglieder des Vereins HAUS SCHLESIEN). Weitere Informationen zur Tagung erhalten Sie unter kultur@hausschlesien.de oder telefonisch unter 02244 886 234.
Programm
16. November 2024
- 11 Uhr: Begrüßung und Einstieg in das Thema. Erwartungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an das Seminar (Adam Wojtala, Dokumentations- und Informationszentrum [DIZ] im HAUS SCHLESIEN).
Einführungsvortrag „Warum Oberschlesier keine Polen sind – oder doch?“ (Florian Paprotny, DIZ) Der einführende Vortrag nimmt Oberschlesien als Grenzland, als gespaltene Landschaft unter die Lupe, mit einem besonderen Fokus auf die regionalen und nationalen Identität(en) seiner Einwohner. Die facettenreiche Region weist nicht nur eine interessante und spannungsreiche Geschichte auf: sie hat bis heute ihren binationalen Charakter und eine besondere Komplexität beibehalten.- 12:30 Uhr: Vortrag „Oberschlesien, Integration, Heimatverlust, Identität – eine Führung durch die Dauerausstellung im HAUS SCHLESIEN“ (Adam Wojtala, DIZ). Im Rundgang durch die Dauerausstellung wird ein Schwerpunkt auf Themen gelegt, die mit der Herkunftsregion der Teilnehmer, aber auch mit Begriffen, wie „Integration und Inklusion“, „Heimat“ oder „Ausgrenzung“ zusammenhängen. Bereits während der Führung soll eine Diskussion mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern rund um die eigene Familiengeschichte in Zusammenhang mit (Zwangs-) Migration stattfinden.
- 13:30 Uhr: Mittagessen im hauseigenen Restaurant „Rübezahlstube“, benannt nach Rübezahl, dem Berggeist aus dem Riesengebirge.
- 15 Uhr: Lesung aus „Polnischer Abgang“ (Mariusz Hoffmann). Der in Polen geborene Jungautor erzählt in seinem ersten Roman humorvoll über einen endgültigen Roadtrip einer oberschlesischen Familie nach Deutschland. Es geht um Migration, das Ankommen, um familiäre Verhältnisse und um Integration in der Bundesrepublik. Anschließend Austausch der Teilnehmer zu eigenen Erfahrungen bei Kaffee und Kuchen.
- 17 Uhr: Vortrag „Rund um die Populärkultur einer mitteleuropäischen Region. Oberschlesien in Film, Musik und Literatur.“ (Adam Wojtala, Dokumentations- und Informationszentrum). Die Komplexität der oberschlesischen Identität(en) wurde in zahlreichen künstlerischen Produkten thematisiert und bildet bis heute die zentrale Thematik in Film, Musik und Literatur in Polen und Deutschland. Der reich bebilderte Vortrag gibt einen interessanten Überblick über verschiedene Akteure und wichtige Werke der Populärkulturszene.
- 18 Uhr: Abendessen und Ausklang in der Rübezahlstube.
17. November 2024
- Ab 7 Uhr: Frühstück.
- 09:30 Uhr: Abfahrt ins Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen-Hösel (mit einem angemieteten Bus).
Das seit 1983 in Ratingen-Hösel ansässige Museum widmet sich der Kultur und Geschichte Oberschlesiens im historischen und zeitgenössischen Kontext.- 11 Uhr: Programm im Oberschlesischen Landesmuseum
– Führung durch die Dauerausstellung. Die Dauerausstellung veranschaulicht die Geschichte und Kultur Oberschlesiens.
– Spielen der beiden Escape Rooms „Milchbar“ und „Opas Stube“. In den beiden Escape Rooms werden die Teilnehmenden spielerisch in die oberschlesische Geschichte und Kultur eintauchen. Escape-Room-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten.- 13:30 Uhr: Mittagsimbiss
- 14:15 Uhr: Vortrag:„Oberschlesische Aussiedler zwischen Integration, Identitätskrise und neuem Selbstbewusstsein“ (Dr. David Skrabania, Direktor des Oberschlesischen Landesmuseums)
Zwischen 1950 und 1992 kamen etwa 1,5 Mio. Aussiedler aus Polen in die Bundesrepublik Deutschland, davon ca. 1 Mio. Oberschlesier. Die meisten von ihnen kamen in den 1970er und 1980er Jahren. Der Vortrag behandelt die Integrationsprozesse, Bewältigungsmethoden und das neue Selbstbewusstsein der oberschlesischen Aussiedler und ihrer Nachkommen.- 15 Uhr: Abschlussdiskussion und Fazit bei Kaffee und Kuchen
- 16 Uhr: Rückfahrt ins HAUS SCHLESIEN.
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